Sekundärer Hyperparathyreoidismus
Synonym: reaktiver Hyperparathyreoidismus
Englisch: secondary hyperparathyroidism
Definition
Der sekundäre Hyperparathyreoidismus ist eine durch Hypokalzämie und/oder Vitamin-D-Mangel ausgelöste Form des Hyperparathyreoidismus.
Ätiologie
Ursachen eines sekundären Hyperparathyreoidismus sind:
- chronische Niereninsuffizienz: u.a. verminderte Hydroxylierung von Calcidiol zu Calcitriol
- Leberzirrhose: eingeschränkte Hydroxylierung von Cholecalciferol zu Calcidiol
- Cholestase: verminderte Resorption von Cholecalciferol aus der Nahrung
- Malassimilationssyndrom mit Calcium- und/oder Vitamin-D-Mangel
- weitere Ursachen eines Vitamin-D-Mangels
Pathophysiologie
Ursächlich kommt für die Entstehung eines sekundären Hyperparathyreoidismus jede über einen längeren Zeitraum bestehende Hypokalzämie in Frage. Oftmals ist sie mit einem Mangel an Vitamin D vergesellschaftet, das eine wichtige Rolle im Calciumhaushalt spielt. Die niedrige Serumcalciumkonzentration und/oder die verminderte Vitamin-D-Konzentration regen die Produktion und Ausschüttung von Parathormon in den Nebenschilddrüsen an.
Bei der chronischen Niereninsuffizienz ist die Ausscheidung von Phosphat vermindert. Durch die Hyperphosphatämie wird freies Calcium komplexiert - es entsteht eine Hypokalzämie. Zusätzlich ist bei chronischer Niereninsuffizienz die Hydroxylierung von Calcidiol zu Calcitriol gestört. Durch die Entkalkung des Knochens entsteht eine Osteomalazie (renale Osteopathie). Bei langjähriger Niereninsuffizienz kann sich ein tertiären Hyperparathyreoidismus entwickeln.
Klinik
Die Klinik wird hauptsächlich durch das zugrundeliegende Leiden bestimmt. Der sekundäre Hyperparathyreoidismus verläuft in 90-95 % asymptomatisch. Mögliche Beschwerden sind:
- Muskelschwäche, Watschelgang
- diffuse Knochenschmerzen bis hin zu Spontanfrakturen durch den gestörten Knochenstoffwechsel
Diagnostik
Labor
- Parathormon: erhöht
- Alkalische Phosphatase: als Ausdruck des gesteigerten Knochenstoffwechsels erhöht
- Hypokalzämie
- Serumphosphat: normal oder erhöht
Röntgen
Im Röntgenbild fällt subperiostal eine Knochenresorption auf, die frühzeitig die Radialseite der Mittelphalangen des 2. und 3. Fingers betrifft. Weitere Zeichen sind:
- Akroosteolysen
- Osteoporose
- Verkalkungen in Arterien, Weichteilen und Gelenken (Chondrokalzinose)
- Bandförmige Sklerosen an den Wirbelkörpern ("rugger jersey spine")
Therapie
Therapeutisch steht bei Vorliegen eines sekundären Hyperparathyreoidismus die Behandlung der Grunderkrankung bzw. der auslösenden Ursache im Vordergrund.