Partialagonist
Definition
Ein Partialagonist ist ein Wirkstoff, der an bestimmte Rezeptoren bindet und eine durch diesen Rezeptor vermittelte Wirkung auslöst. Im Vergleich zu einem reinen Agonisten, wird aber nur eine submaximale Wirkung ausgelöst. Partialagonisten findet man z.B. unter den Opiaten.
Pharmakologie
Partialagonisten besitzen eine geringere intrinsische Aktivität als Vollagonisten. Ihre maximale Wirkung ist deshalb immer geringer als die von reinen Agonisten. Auch durch eine Dosiserhöhung kann die Wirkung nicht gesteigert werden - man spricht vom sogenannten Ceiling-Effekt.
Durch gegenläufige Wirkungen an mehreren Rezeptoren (z.B. κ-, δ- und μ-Opioidrezeptoren) gleichzeitig können Substanzen sowohl als Partialagonisten, als auch als Partialantagonisten eingestuft werden. Dabei ist die überwiegende Funktion entscheidend für die Einordnung. In Anwesenheit eines Vollagonisten wirken Partialagonisten funktionell antagonistisch, da sie diesen vom Rezeptor verdrängen.
Beispiele
Die Anwendung von Partialagonisten ist von Interesse, wenn die Wirkung eines Stoffes erreicht, aber aus Sicherheitsgründen der Maximaleffekt vermieden werden soll. Beispiele sind:
- das Analgetikum Buprenorphin, das in der Schmerztherapie eingesetzt wird. Es wirkt als Partialagonist am μ-Opioidrezeptor.
- der Hauptwirkstoff der Cannabispflanze, das Dronabinol (THC). Er wirkt als Partialagonist an den Rezeptoren des Endocannabinoidsystems und erzeugt nur eine submaximale Wirkung im Vergleich zu synthetischen Cannabinoiden (z.B. Spice), die eine sehr höhere intrinsische Aktivität besitzen.
Eine gesonderte Bedeutung kommt Partialagonisten in der Substitutionstherapie bei Suchterkrankungen zu. Durch die Aktivierung des suchtbezogenen Rezeptors werden Entzugssymptome wirkungsvoll gelindert und gleichzeitig der Suchtstoff von der Bindungsstelle verdrängt. Im Falle eines Rückfalls bleibt dessen Wirkung aus oder wird stark reduziert. Beispiele hierfür sind das bereits oben erwähnte Buprenorphin beim Opioidentzug und Vareniclin, ein Partialagonist an nikotinergen Acetylcholinrezeptoren (α4β2-Subtyp), bei der Raucherentwöhnung.