Trugnatter
Englisch: rear fanged snake
Definition
Die Trugnattern sind eine Gruppe von Schlangen aus der Familie der Nattern (Colubridae), deren gemeinsames Merkmal ein Giftapparat mit im hinteren Oberkiefer befindlichen, unbeweglichen Fangzähnen (Giftzähnen) ist.
Systematik
Zu den Trugnattern zählen verschiedene Arten innerhalb der Nattern, deren biologische Verwandtschaftsverhältnisse untereinander unterschiedlich sind. Die Gruppe ist paraphyletisch, es handelt sich nicht um ein natürliches Taxon (evolutionäre, geschlossene Verwandtschaftsgruppe). Allerdings wurden sie zeitweise als solches betrachtet (Unterfamilie Boiginae).
Giftapparat
Trugnattern besitzen beiderseits des Oberkiefers Giftdrüsen, bei denen es sich wie bei allen Giftschlangen um evolutiv spezialisierte Speicheldrüsen handelt. Die Giftdrüsen sind von Muskulatur umgeben und stehen durch einen Giftkanal mit einem ober zwei Paar Fangzähnen (Giftzähnen) in Verbindung. Die Fangzähne sind relativ klein, unbeweglich und liegen im hinteren Teil des rechten und linken Oberkiefers. Diese Zahnstellung wird als opistoglyph bezeichnet.
Es wird angenommen, dass die weiter hinten befindlichen Zähne bei viele Arten die Applikation des Giftsekrets erschweren, so dass Beutetiere beim Giftbiss festgehalten werden. Die Fähigkeit, das Maul in einem weiten Winkel öffnen zu können sowie ggf. weiter vorn lokalisierte Fangzähne ermöglichen es jedoch einigen Vertretern (z.B. Boomslang), auch bei einem einfachen und raschen Biss eine signifikante Menge Gift zu verabreichen.
Toxikologie
Es wird zumeist nur eine geringe Menge Giftsekret produziert und appliziert. Giftbisse der meisten Arten sind verhältnismäßig mild verlaufend und gehen meist nur mit lokalen Symptomen einher. Dennoch sind Trugnatten bekannt, deren Giftbiss lebensbedrohlich ist. Hierzu zählen etwa die Boomslang (Dispholidus typus), deren Giftsekret eines der wirksamsten der afrikanischen Giftschlangen ist sowie Vertreter der Gattung Thelotornis (Lianennatter Thelotornis kirtlandii und Kap-Vogelnatter Thelotornis capensis). Bei diesen Arten liegen unter anderem Toxine vor, die durch Beeinflussung der Hämostase zu einer Koagulopathie und Hämorrhagien führen. Gegenüber dem Menschen schwach oder mäßig stark wirksame Gifte finden sich etwa bei der Mangroven-Nachtbaumnatter (Boiga dendrophila; unter anderem das Neurotoxin Denmotoxin), Braune Nachtbaumnatter (Boiga irregularis) und Europäische Katzennatter (Telescopus fallax).
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