Treibgas
Englisch: propellant
Definition
Treibgase sind Gase, die pharmazeutisch als Hilfsstoffe in Dosieraerosolen angewendet werden. Die Gase werden unter Druck verflüssigt und fungieren bei der Inhalation als Träger für einen suspendierten oder gelösten Wirkstoff.
Begriffsabgrenzung
Der Begriff "Treibgas" sollte nicht mit dem Begriff "Treibhausgas" verwechselt werden. Treibgase sind pharmazeutische Hilfsstoffe in Inhalatoren, während Treibhausgase in der Atmosphäre zur globalen Erwärmung beitragen. Jedoch wirken viele Treibgase nach ihrer Freisetzung auch als Treibhausgase.
Funktionsweise
Treibgase zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei Raumtemperatur gasförmig sind, aber unter Druckerhöhung sehr leicht verflüssigt werden können. Im flüssigen Aggregatszustand werden sie in Dosieraerosole gefüllt, in denen folglich ein Überdruck herrscht. Wirkstoffe werden meist in dieser Grundlage suspendiert, aber auch Lösungen können vorkommen. Bei Suspensionen muss der Inhalator vor der Anwendung zur Homogenisierung geschüttelt werden.
Wenn das Dosieraerosol vom Patienten aktiviert wird, öffnet sich ein Ventil und das flüssige Treibgas-Wirkstoff-Gemisch wird wegen des Überdrucks herausgepresst. Eine Aerosolwolke aus Umgebungsluft und flüssigen Partikeln entsteht. Außerhalb des Inhalators herrscht normaler Atmosphärendruck, sodass das Treibgas schlagartig zurück in den Gaszustand übergeht. Bei dieser plötzlichen Verdampfung wird der Wirkstoff in der Luft dispergiert, was die Bildung von sehr kleinen Partikeln begünstigt.
Beim Übergang von den flüssigen in den gasförmigen Zustand nimmt das Treibgas Wärmeenergie aus der Umgebung auf, weshalb die Inhalationswolke vom Patienten als kalt empfunden wird ("Verdunstungskälte").
Substanzklassen
Fluorchlorkohlenwasserstoffe
Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) waren früher wichtige Treibgase. Allerdings schädigen sie die Ozonschicht und wurden deshalb ab 2006 in Deutschland endgültig in Arzneimitteln verboten.[1]
Fluorkohlenwasserstoffe
Chlorfreie Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) sind heutzutage die häufigsten Treibgase in Dosieraerosolen. In Deutschland sind 2 Fluorkohlenwasserstoffe zugelassen:
Ein Vorteil von Fluorkohlenwasserstoffen ist, dass sie nicht brennbar sind. Da Fluorkohlenwasserstoffe kein Chlor enthalten, haben sie außerdem keinen negativen Effekt auf die Ozonschicht. Sie zeigen aber dennoch einen starken Treibhausgaseffekt, der mehr als tausendfach stärker ist als der Effekt von Kohlenstoffdioxid.
Alkane
Einfache Kohlenwasserstoffe wie Alkane werden selten als reines Treibgas eingesetzt, da sie leicht entzündlich sind. Manchmal können sie den Fluorkohlenwasserstoffen jedoch beigemischt sein, da sie billig sind und die Brennbarkeit dabei verloren geht. Beispiele sind:
Permanentgase
Permanentgase unterscheiden sich von anderen Treibgasen dadurch, dass sie nur sehr schwer verflüssigt werden können und deshalb in Sprays im gasförmigen Zustand vorliegen. Obwohl sie dabei auch als Träger benutzt werden können, zeigen sie nicht den gleichen Wirkmechanismus mit dem beschriebenen Verdampfungseffekt. Der erwähnte Dispersionseffekt bleibt dadurch aus, und die freigesetzten Partikel sind so groß, dass sie nicht inhalativ appliziert werden können. Permanentgase können aber für unkritische Anwendungen, wie Sprays auf der Haut, eingesetzt werden. Außerdem wird diese Stoffklasse oft in nichtpharmazeutischen Gebieten verwendet, z.B. Schlagsahnesprays. Typische Gase sind:
Literatur
- Peter C. Schmidt, Siegfried Lang (2013): Pharmazeutische Hilfsstoffe, Govi-Verlag, Eschborn
- R. Voigt (2010): Pharmazeutische Technologie, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart
Quellen
- ↑ FCKW verschwinden aus Arzneimitteln, DAZ 2005, Nr. 49, S. 28