Tibiotarsus (Geflügel)
Definition
Als Tibiotarsus bezeichnet man einen Knochen des Unterschenkels (Ossa cruris) beim Geflügel.
Anatomie
Bei den Vögeln verschmilzt im Zuge der Ontogenese die Tibia mit der proximalen Reihe der Tarsalknochen. Aufgrund seiner Größe dient der Knochen als alleinige Stütze des Unterschenkels. Die Fibula hat sich so weit zurückgebildet, dass sie nur mehr bis etwa zur Mitte des Unterschenkels reicht.
Am Tibiotarsus können drei Abschnitte und mehrere Strukturen beschrieben werden:
- Extremitas proximalis tibiotarsi
- Corpus tibiotarsi
- Extremitas distalis tibiotarsi
Extremitas proximalis tibiotarsi
An der Extremitas proximalis tibiotarsi sind zwei Gelenkflächen ausgebildet: Eine kleinere und gewölbte Facies articularis lateralis sowie eine größere und plane Facies articularis medialis. Beide Gelenkflächen dienen der Artikulation mit den Femurkondylen (Condylus lateralis und medialis), wobei beide Flächen durch die Area interarticularis voneinander getrennt sind.
Am proximalen Tibiotarsus ist die hohe und schräg verlaufende Crista cnemialis cranialis und die etwas kürzere Crista cnemialis lateralis ausgeprägt. Beide Leisten werden durch den Sulcus intercristalis getrennt. In diesem Bereich befinden sich zusätzlich noch verschiedene Band- und Muskelgruben.
Abschnitt | Knochenstruktur | |
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Caput tibiae |
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Corpus tibiotarsi
Das Corpus tibiotarsi ist im proximalen Drittel dreiseitig, im mittleren Drittel rundlich und im distalen Abschnitt queroval geformt.
Knochenstruktur | |
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Extremitas distalis tibiotarsi
Die Kranialfläche des distalen Endstücks wird von einer deutlichen Längsrinne (Sulcus extensorius) eingedellt. Diese Längsrinne wird von einem Knochensteg (Pons supratendineus) quer überbrückt, sodass ein Canalis extensorius entsteht (Durchtritt der Sehnen der Zehenstrecker). Am distalen Ende befinden sich zwei Gelenkwalzen (Condylus lateralis und Condylus medialis), die durch einen Sulcus intercondylaris voneinander getrennt sind. Diese Rinne endet proximal mit einer Rauhigkeit, die als Area intercondylaris bezeichnet wird und kaudal mit den Gleitflächen der Kondylen (Trochlea tibialis) zusammenfließt. Die Trochlea tibialis bildet die Gleitfläche für die Cartilago tibialis (Haltevorrichtung für die Sehne des Musculus gastrocnemius und die Zehenbeuger) dar.
Bei manchen Vogelarten ist ein Teil dieser Cartilago tibialis postnatal zum Os sesamoideum intertarsale verknöchert.
Abschnitt | Knochenstruktur | |
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Condylus lateralis | ||
Condylus medialis | ||
Epicondylus lateralis |
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Epicondylus medialis |
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Incisura intercondylaris |
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Sulcus musculi fibularis (peronei) | ||
Trochlea cartilaginis tibialis |
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Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band V: Geflügel. Parey, 2004.
- King, Anthony S. et al. Handbook of Avian Anatomy: Nomina Anatomica Avium. Second Edition. Cambridge, Massachusetts. Published by the Club, 1993.
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