Petos Paradoxon
Synonym: Peto‘s Paradoxon
Englisch: Peto’s paradox
Definition
Das Petos Paradoxon beschreibt die Beobachtung, dass die Lebensdauer von Organismen nicht direkt proportional zu ihrer Zellzahl ist. Trotz der höheren Anzahl an Zellen bei größeren Tieren steigt deren Krebsinzidenz nicht proportional an. Stattdessen erreichen viele große Tiere sogar sehr hohe Lebensalter trotz höherer Zahl an Zellen, die theoretisch mutieren könnten.
Hintergrund
Das Peto-Paradoxon ist nach Richard Peto benannt, einem britischen Epidemiologen, der in den 1970er Jahren die Zusammenhänge zwischen Krebsrisiko, Zellzahl und Lebensdauer untersuchte. Das Paradoxon legt nahe, dass evolutionäre Mechanismen bei größeren Tieren verstärkte Tumorsuppressionsstrategien entwickeln (z. B. redundante Tumorsuppressorgene, effizientere DNA-Reparaturmechanismen), um das erhöhte Risiko der größeren Zellzahl auszugleichen.
Biologische Relevanz
Das Petos Paradoxon ist sowohl für die Krebsforschung als auch für die Biogerontologie von Bedeutung. Es zeigt, dass Krebsrisiko nicht allein durch die Anzahl der Zellen oder das Alter bestimmt wird, sondern stark von evolutionär entwickelten zellulären Schutzmechanismen abhängt. Die Untersuchung großer, langlebiger Tiere wie Elefanten oder Wale kann neue Targets für Tumorprävention und Therapie beim Menschen aufzeigen. Mögliche Ansätze erstrecken sich auf die Nachahmung effektiver Tumorsuppressor-Strategien oder verbesserter DNA-Reparatur.
Darüber hinaus liefert das Paradoxon Einsichten in altersbedingte Krankheitsmechanismen und unterstützt die Entwicklung von Modellen zur Abschätzung von Krebsrisiken über verschiedene Spezies hinweg.
Literatur
- Callier, V.: Solving Peto's Paradox to better understand cancer. Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 2019.
- Noble, R. et al.: Peto's paradox and human cancers. In: Philosophical transactions of the Royal Society of London. Series B, Biological sciences. 2015.