Patholinguistische Diagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen
Definition
Die Patholinguistische Diagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen, kurz PDSS, ist ein standardisiertes Testverfahren zur differenzierten Erfassung der Sprachentwicklung bei Kindern im Alter von 2,5 bis 6 Jahren.
Hintergrund
Entwickelt wurde das Testverfahren auf Basis linguistischer und psycholinguistischer Modelle zur Sprachverarbeitung, mit dem Ziel, Sprachentwicklungsstörungen nicht nur zu identifizieren, sondern auf struktureller Ebene zu analysieren. Dabei liegt der Fokus auf der Überprüfung der produktiven und rezeptiven Leistungen in den Bereichen Wortschatz, Aussprache und Grammatik.
Zielsetzung
- Differenzierte Erfassung sprachlicher Teilleistungen
- Störungsspezifische Diagnostik
- Therapieplanung basierend auf den Ergebnissen der Diagnostik
- Verlaufskontrolle im Rahmen sprachtherapeutischer Maßnahmen
Testaufbau
Die PDSS gliedert sich in vier Hauptbereiche und ist in 23 Untertests unterteilt. Jeder Bereich umfasst standardisierte Aufgaben zur Erhebung spezifischer sprachverarbeitender Fähigkeiten.
Phonologie
Erfassung phonologischer Repräsentationen und produktiver Fähigkeiten
- Subtest 1: Lautbefund: Bildbenennung
- Subtest 2: Phonemdifferenzierung
- Subtest 3: Wortbetonung und Wortstruktur
- Subtest 4: Mundmotorik
Lexikon/Semantik
Erfassung des lexikalischen Wissens und der Wortbedeutungsverarbeitung.
- Subtest 5: Wortproduktion Nomen
- Subtest 6: Wortproduktion Verben
- Subtest 7/8: Wortproduktion Adjektive/Farben
- Subtest 9: Wortproduktion Präpositionen
- Subtest 10: Begriffsklassifikation
- Subtest 11-15: Wortverständnis Nomen/Verben/Adjektive/Farbadjektive/Präpositionen
Grammatik
Erfassung rezeptiver und produktiver Fähigkeiten im Umgang mit grammatikalischen Strukturen.
- Subtest 16: Verständnis syntaktischer Strukturen
- Subtest 17: Verständnis von W-Fragen
- Subtest 18: Satzproduktion zu Situationsbildern
- Subtest 19: Bildgeschichte
- Subtest 20 a (Vorläufer): Körperteile benennen
- Subtest 20: Produktion des obligatorischen Artikels vor Unika
- Subtest 21: Produktion von Kasusmarkierungen – Akkusativ
- Subtest 22: Produktion von Kasusmarkierungen – Dativ
- Subtest 23: Produktion von Pluralmarkierungen
Durchführung
Der Test dauert etwa 60 bis 90 Minuten und wird als Einzeltest mit standardisierten Materialien durchgeführt. Dazu gehören unter anderem Bilder, Karten sowie verbale Instruktionen. Alternativ kann die Durchführung auch digital über ein Tablet oder einen Laptop erfolgen.
Auswertung
Die Auswertung erfolgt anhand einer Punktevergabe pro Modul und umfasst sowohl eine normorientierte Bewertung als auch eine qualitative Fehleranalyse. Die Ergebnisse werden tabellarisch und grafisch dargestellt, wobei sie den jeweils betroffenen linguistischen Modulen zugeordnet werden.
Bedeutung in der Praxis
Durch die Modulstruktur lassen sich spezifische Störungstypen differenzieren:
- Semantisch-lexikalische Störung
- Morphologisch-syntaktische Störung
- Phonologische Störung
- Sprechmotorische Auffälligkeiten
- Kombinationsstörung
Literatur
- Kauschke und Siegmüller, Patholinguistische Diagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen (PDSS), München, 2010