Moria
von altgriechisch: μωρία ("moria") - Torheit
Synonym: Witzelsucht
Definition
Als Moria bezeichnet man unangemessene, "läppische" Verhaltensweisen, z.B. das ständige Äußern unpassender Witze, häufiges Unterbrechen des Gesprächpartners oder alberne Gesten. Die Moria zählt zu den neurologischen Symptomen und kann im Rahmen von Frontalhirnsyndromen auftreten.
Geschichte
Der deutsche Neurologe Moritz Jastrowitz führte im Jahr 1888 den Begriff "Moria" zur Benennung von albernen Verhaltensweisen in Verbindung mit übermäßiger Euphorie ein, die als Folge von Läsionen des Frontalhirns auftraten.
Durch den deutschen Neurologen Hermann Oppenheim wurde kurz darauf die Witzelsucht von Jastrowitz' Moria abgegrenzt. Diese beziehe sich enger definiert auf die ungehemmte Witzelei von Patienten, unabhängig von deren Stimmung. Verantwortlich hierfür sei eine Läsion des rechten Frontallappens.
Mittlerweile werden aber beide Begriffe in der Neurologie weitgehend synonym verwendet.
Einteilung
Bei einer Moria lassen sich zwei Typen unterscheiden, die vom sozialen Kontext und Normen abhängen:
Einteilung | Erläuterung | Beispiel |
---|---|---|
Verletzung situationsspezifischer Regeln | Hier verletzt der Patient soziale Regeln, die eng an einen sozialen Kontext gebunden sind. | Ein Patient unterbricht den Arzt während der Untersuchung hochfrequent, um einen Witz zu erzählen. In einem anderen sozialen Kontext (z.B. Kneipentreffen) könnte dieses Verhalten als sozial tolerierbar gelten. |
Verletzung allgemeingültiger sozialer Regeln | Hier missachtet der Patient allgemeine soziale Regeln, die über verschiedene soziale Situationen hinweg Gültigkeit haben. | Ein Patient äußert hochfrequent Witze über den Namen des Arztes. Dieses Verhalten ist auch bei Freunden, Kollegen etc. unangemessen. |
Literatur
- Goldenberg, Neuropsychologie. Grundlagen, Klinik, Rehabilitation, 5., aktualisierte Auflage, 2017, Elsevier
- Moenikes et al., Die "Witzelsucht". Über die Einführung und die Bedeutung des Begriffs von Hermann Oppenheim im Jahr 1890 und seine Abgrenzung zur "Moria", Der Nervenarzt, 2024