Melanie Klein
Definition
Melanie Klein war eine österreichisch-britische Psychoanalytikerin, die als Mitbegründerin der Objektbeziehungstheorie gilt. Sie wurde am 30. März 1882 in Wien geboren und verstarb am 22. September 1960 in London. Klein entwickelte zentrale Konzepte wie die paranoid-schizoide Position und die depressive Position sowie die Spieltherapie in der Kinderanalyse.
Biografie
Melanie Klein begann ihre psychoanalytische Ausbildung in Budapest, wo sie von Sandor Ferenczi ausgebildet wurde. 1921 zog sie auf Einladung von Karl Abraham nach Berlin und 1926 schließlich nach London, wo sie ihre Forschungen fortsetzte. Auseinandersetzungen mit Anna Freud über grundlegende Prinzipien der Kinderanalyse führten 1941 zur Spaltung der British Psychoanalytic Society in zwei Lager sowie zur Bildung einer neutralen "Middle Group".
Theoretische Konzepte
Melanie Klein erkannte, dass auch kleine Kinder unbewusste Fantasien und Triebkonflikte ausleben. Sie entwickelte eine Methode, diese durch das Spiel zu interpretieren. Dabei stellte sie fest, dass das Spiel für Kinder die gleiche Bedeutung hat wie die freie Assoziation und der Traum für Erwachsene. Klein legte besonderen Wert auf die Prozesse der Projektion und Introjektion, die sie als zentral für die Übertragungsarbeit definierte. Nach ihrer Auffassung sind grundlegende ambivalente Impulse wie Liebe und destruktiver Hass zentrale Faktoren in den frühen Objektbeziehungen.
Klein beschrieb zwei zentrale psychische Positionen:
- Paranoid-schizoide Position: Das Kind nimmt in dieser frühen Phase die Objekte seiner Wahrnehmung fragmentiert wahr (z.B. "gute" und "böse" Brust). Die Projektion destruktiver Aggressionen auf die böse Brust führt zu archaischen Ängsten und paranoiden Fantasien.
- Depressive Position: Mit zunehmender Reifung erkennt das Kind, dass gute und böse Eigenschaften im gleichen Objekt vereint sind. Diese Erkenntnis erzeugt Schuldgefühle und den Wunsch nach Wiedergutmachung, was eine kreative Leistung des Ichs darstellt.
Bedeutung
Melanie Klein bereitete den Boden für die moderne Objektbeziehungspsychologie. Ihre Konzepte beeinflussten maßgeblich die Arbeiten von Wilfred Bion, Hanna Segal und Esther Bick. Ihre Spieltherapie und die Bedeutung des symbolischen Spiels sind bis heute Standard in der Kindertherapie.
Quelle
- Burchartz et al., Psychodynamische Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, 1. Auflage, Verlag W. Kohlhammer, 2021