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Inselbegabung

aus dem französischen: savoir - wissen
Synonyme: Savant-Syndrom, Teilleistungsstärke
Englisch: savant syndrome

1. Definition

Unter dem Begriff Inselbegabung versteht man das Phänomen, dass Menschen mit einer kognitiven Entwicklungsstörung in einem speziellen Teilbereich außergewöhnliche Leistungen vollbringen können.

2. Hintergrund

Das Savant-Syndrom gelangte u.a. durch den Film "Rain man" (1988) in das öffentliche Bewusstsein. Früher wurden Betroffene wegen ihres eingeengten kognitiven Leistungsspektrums auch als "Idiot savant" bezeichnet. Heute wird der weniger pejorative Begriff "Savant" bevorzugt.

3. Epidemiologie

Genaue Angaben zur Häufigkeit einer Inselbegabung fehlen, da der Begriff nicht scharf definiert ist. So kann bereits eine normalerweise durchschnittliche Teilleistung im Rahmen einer schweren geistigen Behinderung als Inselbegabung gelten. Eine aus dem Normalkollektiv herausragende Inselbegabung ist hingegen eher selten. Weltweit sind nur etwas mehr als 100 Fälle bekannt, in denen diese Form der Inselbegabung vorliegt.

Etwas mehr als die Hälfte der Menschen mit einer Inselbegabung sind aus dem autistischen Formenkreis (v.a. Asperger-Syndrom). In 80 % der Fälle handelt es sich um Personen männlichen Geschlechts. Die Inselbegabung ist ein meist angeborener Zustand, es sind jedoch auch Fälle sekundärer Entstehung nach einem Trauma oder einer Erkrankung des zentralen Nervensystems bekannt.

4. Klassifikation

Man unterscheidet zwischen der erstaunlichen Form der Inselbegabung und der talentierten Form:

  • Erstaunliche Form: die Betroffenen besitzen eine überaus hohe Geschicklichkeit bzw. ein weit überdurchschnittliches Talent für das jeweilige Teilgebiet.
  • Talentierte Form: die Fähigkeiten entsprechen in dem Teilbereich in etwa dem Durchschnitt der Bevölkerung. In Bezug auf die zugrundeliegende Behinderung ist diese Leistungsfähigkeit jedoch bemerkenswert.

5. Klinik

Während der durchschnittliche Intelligenzquotient (IQ) dieser Patienten im Allgemeinen mit 70 weit unter dem Durchschnitt liegt, kann er in den "Inselgebieten" den durchschnittlichen IQ der Bevölkerung bei Weitem übersteigen.

5.1. Fähigkeiten

Die fünf Teilgebiete, in denen Savants häufig außergewöhnliche Fähigkeiten aufweisen sind:

  • Musik
  • Kunst
  • Kalendarische Berechnungen: z.B. Berechnung des Wochentags eines jeden Kalendertages tausende Jahre in der Zukunft oder Vergangenheit.
  • Rechnen: in Blitzgeschwindigkeit, stark ausgeprägtes mathematisches Verständnis, z.B. unendliches Aufzählen von Primzahlen.
  • mechanische und räumliche Fähigkeiten

Darüber hinaus können sie in folgenden Bereichen besondere Begabungen aufzeigen:

  • Erinnerungsvermögen: bemerkenswertes Langzeitgedächtnis
  • Sprachen: schnelles Erlernen von Fremdsprachen
  • Zeitgefühl: können einschätzen, wie viel Zeit vergangen ist ohne auf die Uhr zu schauen
  • Besonderer Geruchssinn, Tastsinn und Sehvermögen

5.2. Einschränkungen

Gleichzeitig weisen Savants beeinträchtigte motorische Fähigkeiten auf. Beispielsweise haben sie Schwierigkeiten sich anzuziehen, zu duschen und andere Tätigkeiten des täglichen Lebens (z.B. essen) durchzuführen.

6. Literatur

  • Ana Maria Rodriguez: Autism and Asperger Syndrom. TFCB-Books Verlag. 2009
Stichworte: Asperger-Syndrom, Autismus, IQ
Fachgebiete: Psychologie

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Gunnar Römer
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21.03.2024, 08:56
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