Entkatastrophisierung
Synonyme: Dekatastrophisierung
Englisch: decatastrophizing
Definition
Das Entkatastrophisieren ist eine psychotherapeutische Intervention und Unterform der kognitiven Umstrukturierung im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Sie versucht, übertriebene oder verzerrte negative Bewertungen einer Situation zu relativieren. Ziel ist es, übertrieben negative Gedanken zu erkennen, zu hinterfragen und durch realistischere, rationalere Bewertungen zu ersetzen.
Hintergrund
Katastrophisieren gehört zu den sogenannten kognitiven Verzerrungen, wie sie in der kognitiven Theorie nach Aaron T. Beck beschrieben werden. Betroffene neigen dazu, mögliche negative Ereignisse überzubewerten und deren Wahrscheinlichkeit oder Tragweite zu überschätzen. Diese Denkweise kann Angst, Stress und Hilflosigkeit verstärken und spielt insbesondere bei Angststörungen, Depressionen, Schmerzstörungen und Somatisierungsstörungen eine Rolle.
Vorgehen
Beim Entkatastrophisieren wird der Patient angeleitet, seine katastrophisierenden Gedanken zu identifizieren und systematisch zu überprüfen. Typische therapeutische Fragen sind:
- „Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte?“
- „Wie wahrscheinlich ist das tatsächlich?“
- „Wie würde ich damit umgehen, wenn es einträte?“
- „Gab es ähnliche Situationen, die weniger schlimm verlaufen sind?“
Ziel ist es, durch kognitive Umstrukturierung die emotionale Belastung zu reduzieren und die subjektive Bedrohung einzuschätzen, ohne sie zu dramatisieren.
Beispiel
Ein Patient mit Prüfungsangst denkt: „Wenn ich durchfalle, ist mein Leben ruiniert.“
Durch Entkatastrophisieren wird diese Aussage überprüft:
- „Was passiert realistisch, wenn ich durchfalle?“
- „Welche Möglichkeiten hätte ich dann?“
- „Würde mein Leben dadurch tatsächlich ruiniert?“
Die Neubewertung könnte lauten: „Es wäre ärgerlich, aber ich könnte die Prüfung wiederholen.“
Ziel und Wirkung
Durch das Entkatastrophisieren lernen Patienten, Ängste zu relativieren, ihre Bewältigungskompetenz zu stärken und eine realistischere Perspektive auf mögliche Belastungen einzunehmen. Studien zeigen, dass diese Technik besonders effektiv in Kombination mit Exposition und kognitiver Umstrukturierung ist, um Angst und Stress zu reduzieren.