Distanzgemindertes Verhalten
Synonyme: distanzgemindertes Kontaktverhalten, Distanzlosigkeit
Definition
Distanzgemindertes Verhalten beschreibt ein sozial unangemessenes, häufig enthemmtes Verhalten, bei dem eine Person soziale oder körperliche zwischenmenschliche Grenzen nicht wahrnimmt und/oder nicht einhält.
Hintergrund
Betroffene werden als übermäßig vertraulich oder aufdringlich empfunden. Sie sind sich der Unangemessenheit ihres Handelns nicht bewusst und reagieren oft nicht auf soziale Signale, die auf persönliche Distanz hinweisen.
Distanzgemindertes Verhalten an sich ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern eine Verhaltensweise, die im Rahmen verschiedener Erkrankungen auftritt. Zum Teil kann ein solches Verhalten aber auch lediglich auf Unreife oder Fehleinschätzungen durch interkulturelle Unterschiede zurückgeführt werden.
Ätiologie
Distanzgemindertes Verhalten kann verschiedene Ursachen haben:
- Neurologische Erkrankungen
- Psychiatrische Erkrankungen
- Entwicklungs- und Bindungsstörungen:
- reaktive Bindungsstörung des Kindesalters, insbesondere des enthemmten Typs (ICD-10: F94.2)
- ADHS
Symptome
Typische Merkmale distanzgeminderten Verhaltens sind:
- Unverhältnismäßige körperliche Nähe zu fremden Personen
- Indiskrete oder unangemessene Fragen/Kommentare
- Berührungen ohne Einverständnis
- Überschreiten sozialer Normen (z.B. unpassendes Lachen, sexualisiertes Verhalten)
- Fehlende oder unzureichende Einsicht in die Unangemessenheit des Verhaltens