Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden (DHMD) ist ein offenes Diskussionsforum für alle, die an den kulturellen, sozialen und wissenschaftlichen Umwälzungen unserer Gesellschaft am Beginn des 21. Jahrhunderts interessiert sind.
Ausstellungen
Seine Sonderausstellungen beschäftigen sich mit aktuellen oder historischen Themen aus Wissenschaft und Gesellschaft, Kunst und Kultur. Im Mittelpunkt der populärwissenschaftlichen Dauerausstellung "Abenteuer Mensch" steht das Themenfeld Körper und Gesundheit, das anhand von Exponaten, Medieninstallationen und vielen interaktiven Stationen erkundet werden kann. Die Dauerausstellung zeigt auch zahlreiche Objekte aus der umfangreichen Sammlung des Museums, wie z.B. den "Gläsernen Menschen". Das ständige Angebot wird durch das erlebnisorientierte Kinder-Museum "Unsere fünf Sinne" abgerundet.
Die Vermittlung wissenschaftlicher Fragestellungen und die kulturelle Bildung sind traditionell die Eckpfeiler des Deutschen Hygiene-Museums. Neben seiner Ausstellungstätigkeit organisiert es darum ein differenziertes Führungs- und Bildungsangebot für alle Besucherschichten. Ergänzt wird es durch ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm bestehend aus Vorträgen und Tagungen, Lesungen und Konzerten.
Dauerausstellung "Der Mensch"
Die Dauerausstellung des Deutschen Hygiene-Museums wurde in den Jahren 2004 und 2005 in zwei Etappen eröffnet. Auf rund 2.500 Quadratmetern Fläche sind über 1.300 Exponate ausgestellt, die überwiegend aus der eigenen Sammlung des Museums stammen. Daneben sorgen Leihgaben anderer Institutionen, eigens für die Ausstellung entwickelte Medieneinheiten und interaktive Stationen für ein ebenso informatives wie unterhaltsames Museumserlebnis. Diese auf ganz unterschiedliche Besucherbedürfnisse abgestimmte Vielschichtigkeit des Zugangs zu den Ausstellungsthemen hat das Deutsche Hygiene-Museum in den vergangenen Jahren zu einem der interessantesten europäischen Wissenschaftsmuseen werden lassen.
Die Dauerausstellung kreist um ein Thema, das so naheliegend wie anspruchsvoll ist: Der Mensch. Ihre sieben Themenräume streben keine enzyklopädische Systematik an, sondern behandeln Aspekte des menschlichen Lebens, die immer in der Alltagserfahrung der Besucher verankert sind:
- DER GLÄSERNE MENSCH - Bilder des Menschen in den modernen Wissenschaften
- LEBEN UND STERBEN - Von der ersten Zelle bis zum Tod des Menschen
- ESSEN UND TRINKEN - Ernährung als Körperfunktion und Kulturleistung
- SEXUALITÄT - Liebe, Sex und Lebensstile im Zeitalter der Reproduktionsmedizin
- ERINNERN - DENKEN - LERNEN - Kosmos im Kopf: Das Gehirn
- BEWEGUNG - Die Kunst der Koordination
- SCHÖNHEIT, HAUT UND HAAR - Offene Grenze zwischen Körper und Umwelt
Die Ausstellung ist konzipiert als eine Erlebnisreise zum eigenen Körper und zum eigenen Ich, seinen Gedanken und Gefühlen. Durch die Zusammenstellung und Kontrastierung der Exponate erreicht sie das, was Ausstellungen im besten Fall erzeugen können: sie setzt die Bildwelten im Kopf der Besucher in Bewegung und stößt zum Nachdenken an. Die Ausstellungsarchitektur setzt dabei nicht auf die Effekte einer spektakulären Szenografie, sondern baut vielmehr auf die Stärken klassischer Museumsästhetik.
Die Dauerausstellung wurde von einem Projektteam unter Leitung des Ausstellungsmachers Bodo Michael Baumunk konzipiert. Die Ausstellungsarchitektur und -gestaltung stammen von den Architekten Gerhards & Glücker, Berlin. Im Oktober 2005 wurde die Dauerausstellung noch um einen eigenständigen Kindererlebnisbereich ergänzt.
Geschichte des DHMD
Die Gründung des Deutschen Hygiene-Museums (1912) geht zurück auf eine Initiative des Dresdner Industriellen und Odol-Fabrikanten Karl August Lingner (1861-1916). Lingner hatte 1911 zu den Protagonisten der I. Internationalen Hygiene-Ausstellung gehört, zu der über fünf Millionen Besucher nach Dresden gekommen waren. Diese Ausstellung hatte mit modernsten Techniken und in einer bis dahin unbekannten Anschaulichkeit Kenntnisse zur Anatomie des Menschen vermittelt, aber auch Fragen der Gesundheitsvorsorge oder Ernährung behandelt. Immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft trug das Museum während der Weimarer Republik mit seinen allgemeinverständlichen Präsentationsformen maßgeblich zu einer Demokratisierung des Gesundheitswesens bei.
Zur II. Internationalen Hygiene-Ausstellung 1930 wurde der von Wilhelm Kreis (1873-1955) entworfene Museumsbau bezogen, in dem das Museum noch heute seinen Sitz hat. Als größte Attraktion der Ausstellung galt der Gläserne Mensch, in dem sich das Menschenbild der Moderne in der zukunftsgläubigen Verbindung von Wissenschaft, Transparenz und Rationalität materialisierte.
Nach 1933 wurden das volksaufklärerische Gedankengut des Museums und seine hoch entwickelten modernen Vermittlungsmethoden in den Dienst der nationalsozialistischen Rasseideologie gestellt. Beim Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945 wurden große Teile des Museumsgebäudes und seine wertvollen Sammlungsbestände vernichtet. Während der DDR-Jahre nahm das Museum eine vergleichbare Aufgabe wahr, wie in der Bundesrepublik die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Nach 1991 erhielt das Deutsche Hygiene-Museum als Museum vom Menschen eine vollkommen neue Konzeption, die mit zeitgemäßen Mitteln an den innovativen Ansatz seiner Gründerjahre anknüpft.