Chromosomentheorie der Vererbung
Synonym: Chromosomentheorie
Englisch: Boveri–Sutton chromosome theory
Definition
Die Chromosomentheorie der Vererbung besagt, dass sich die Erbinformationen auf den Chromosomen im Zellkern befinden. Die im Jahr 1903 aufgestellte Theorie wurde durch die Erkenntnisse der modernen Molekularbiologie umfangreich bestätigt.
Hintergrund
Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurden bei mikroskopischen Untersuchungen in den Kernen sich teilender Zellen fädige Strukturen entdeckt. Da diese anfärbbar waren - z.B. mit Karminessigsäure - wurden sie als Chromosomen bezeichnet.
Als man 1900 die von Mendel aufgestellten Vererbungsgesetze wiederentdecke, stellten Zellforscher verblüffende Gemeinsamkeiten zwischen den von Gregor Mendel postulierten Regeln und der Morphologie der Chromosomen fest. Es existieren von jeder Erbanlage zwei Allele, sowie zwei homologe Chromosomen. Wie die Allelpaare trennen sich auch die homologen Chromosomen während der Gametenbildung. Daraus folgt, dass die Zahl der Chromosomen in den Körperzellen aller mehrzelligen Tiere gerade ist.
Aufgrund dieser Gemeinsamkeit stellten Theodor Boveri (1862-1915) und Walter Sutton (1877-1916) im Jahr 1903 die Chromosomentheorie der Vererbung auf. Diese zeigt auf, dass Teile der Chromosomen den von Mendel postulierten Erbanlagen entsprechen. Zirka 10 Jahre später wurde diese Chromosomentheorie durch die Arbeiten von Thomas H. Morgan (1866-1945) erweitert. Er wies nach, dass auf einem Chromosom viele Anlagen gekoppelt vererbt werden. In der heutigen Zeit kann man so z.B. mit der Hilfe von Marker-DNA homologe Chromosomen sichtbar machen. Da jedes Chromosom eine spezifische Nucleotidsequenz hat, kann dieses auch spezifisch gefärbt werden. Auf diesem Wege erhält jedes homologe Chromosomenpaar eine bestimmte Farbe.
Gegenüberstellung
Annahmen der Vererbungstheorie | Beobachtungen der Zellforschung |
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Erbanlagen sind Erbeinheiten; werden von Generation zu Generation weitergegeben. | Chromosomen sind Erbeinheiten; werden von Generation zu Generation weitergegeben. |
Erbanlagen treten in den Körperzellen paarweise auf, z.B. AA, Aa, aa. | Chromosomen kommen in den Körperzellen als homologe Paare vor und bilden so einen doppelten Satz (2n). |
Allele von verschiedenen Erbanlagen werden bei der Keimzellbildung wieder neu kombiniert. | Die Chromosomen, die von der Mutter und vom Vater stammen, werden bei der Keimzellbildung neu kombiniert. |
Pro Erbanlage ist auch nur ein Allel in einer Keimzelle aufzufinden. | Chromosomen treten in Keimzellen stets nur im einfachen Satz (n) auf. |
Literatur
- "Lindner Biologie, Gesamtband" - Hermann Lindner, Schroedel-Verlag, 23. Auflage