Case-Management
von englisch: case – Fall
Synonym: Fall-Management
Definition
Das Case-Management ist eine auf den Einzelfall ausgerichtete Methode zur Realisierung von Patientenorientierung und -partizipation sowie zur Ergebnisorientierung in komplexen und hochgradig arbeitsteiligen Sozial- und Gesundheitssystemen. Die umsetzende Person nennt man Case-Manager.
Hintergrund
Das Case-Management ist eine Verfahrensweise, um im Einzelfall bedarfsentsprechend die nötige Unterstützung, Behandlung, Begleitung, Förderung und Versorgung von Menschen zu bewerkstelligen. Der Handlungsansatz ist zugleich ein Programm, mit dem Leistungsprozesse in einem Versorgungsystem und in einzelnen Bereichen des Sozial- und Gesundheitswesens effektiv gesteuert werden können. Ziel ist es, im individuellen Fall prozesshaft die zeitlichen und räumlichen Dimensionen des Versorgungsgeschehens zu erfassen, mit den unterschiedlichen Akteuren gemeinsame Ziele festzulegen und über eine bestimmte Zeitspanne oder den gesamten Betreuungsverlauf hinweg die Koordination der Versorgung eines Patienten sicherzustellen.
Die Berufsbezeichnung Case-Manager ist nicht geschützt und es gibt keine Ausbildungsordnung oder Prüfungsordnung. Private Anbieter und öffentliche Hochschulen bieten berufsbegleitende Kurse an.
Geschichte
Die Idee des Case Managements entstand um 1990 in den USA vorwiegend in juristischen Arbeitsbereichen. Nachdem zahlreiche medizinische Prozesse zu keiner Einigung geführt hatten, schuf der Bundesgerichtshof (Federal Court) ein Assisted Dispute Resolution Program, das es Richtern ermöglichte, einen Mediator hinzuzuziehen. 1991 wurde diese Regelung auch vom Federal Court of Australia übernommen.
Rationale
Die Notwendigkeit des Case-Managements ergibt sich aus folgenden Faktoren:
- Demographische Entwicklung: Die Zahl der pflegebedürftigen Patienten außerhalb des Krankenhauses steigt an.
- Zunehmende Komplexität: Die Zahl der Menschen, die nicht eigenständig durch das Gesundheitssystem manövrieren können, steigt an. Die einzelnen Versorgungssektoren sind unzureichend vernetzt. Dadurch erhöht sich die Gefahr von Schnittstellenproblemen, Diskontinuität in der Versorgung und Versorgungsabbrüchen.
- Erhöhter Kostendruck: Wirtschaftlichkeitszwänge z.B. durch den Einsatz des DRG-Systems
- Mangelnde Patientenorientierung vieler Versorgungsbereiche durch zunehmende Ökonomisierung
Der Case Manager fungiert als Mittler zwischen allen am Versorgungsprozess beteiligten Disziplinen. Er ist ferner zentraler Ansprechpartner für den Patienten. Der Patient ist in alle Planungen involviert.
Alle Leistungen werden basierend auf einer individuellen Bedarfserhebung vom Case Manager, geplant, implementiert, koordiniert, überwacht und evaluiert.
Literatur
- Michael Ewers, Doris Schaeffer (2000): Case Management in Theorie und Praxis. Verlag Hans Huber, Bern, 2005 – 2. Auflage. 352 Seiten. ISBN 978-3-456-84272-1
- R. Gratias: Case Management - Den Patienten zielgerichtet durch den Leistungsprozess führen. Die Schwester/Der Pfleger 2004:43:4:288-292
- U. Höhmann (2002): Spezifische Vernetzungserfordernisse für chronisch kranke, langzeitpflegebedürftige hochaltrige Menschen. Expertise für den vierten Altenbericht der Bundesregierung. In: Deutsches Zentrum für Altersfragen (Hrsg.) Hochaltrigkeit und Demenz als Herausforderung an die Gesundheits- und Pflegeversorgung, Band III. Vincentz Verlag, Hannover, S. 289 - 428
- Christine von Reibnitz: "CaseManagement: praktisch und effizient", Springer 2009. Inhalt ISBN 978-3-642-01316-4
- Wolf Rainer Wendt (2010): " Case Management im Sozial- und Gesundheitswesen. Eine Einführung. Lambertus, Freiburg i.B. - 5. Auflage
- B. Wirnitzer: Von der koordinierten Entlassung zum Case-Management - Pflege in integrierten Versorgungsformen. Pflege Aktuell 2002:6:332-335