Albert Döderlein
Definition
Albert Sigmund Gustav Döderlein (* 05.07.1860 † 10.12.1941) war ein deutscher Gynäkologe. Er studierte 1879 bis 1884 Medizin in Erlangen, wurde 1884 dort promoviert und übernahm Professuren an den Universitäten Leipzig, Groningen, Tübingen und München.
Werdegang
Döderlein widmete seine Forschung der Gynäkologie. Er beschrieb 1892 in einer Arbeit über die Entstehung des Kindbettfiebers erstmals die Milchsäurebakterien im Vaginalsekret, die später nach ihm benannten Döderlein-Stäbchen. Als Hygienemaßnahme führte er die Verwendung von Gummihandschuhen in der Geburtshilfe ein. 1901 beschrieb er mit der medianen Spaltung ein neues Verfahren der vaginalen Hysterektomie. Döderlein gilt als Pionier der Strahlentherapie bei Gebärmutterhalskrebs.
Albert Döderlein betätigte sich seit 1918 in der Kommission zur Beratung von Fragen der Erhaltung und Vermehrung der Volkskraft. 1934 verfasste er zum Inkrafttreten des sog. Sterilisationsgesetzes ("Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses", GzVeN) der Nationalsozialisten einen Beitrag zum offiziellen Gesetzeskommentar ("Die Eingriffe zur Unfruchtbarmachung der Frau"). Dort beschreibt er ein von ihm bereits seit 1926 angewandtes kontrazeptives Verfahren. Kritiker werfen ihm vor, dass er dadurch zur wissenschaftlichen Legitimation der Rassengesetze beitrug.
Nach seiner Emeritierung 1934 wurde er Mitherausgeber der Münchner Medizinischen Wochenschrift.
Literatur
- Albert Döderlein: Die Eingriffe zur Unfruchtbarmachung der Frau. In: Arthur Gütt, Ernst Rüdin, Falk Ruttke (Hrsg.): Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. München 1934.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 114.
- Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Vom 14. Juli 1933. https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1933&page=654