Absolutes Risiko
Definition
Das absolute Risiko ist ein Begriff aus der medizinischen Statistik und Epidemiologie. Es ist das Risiko einer Grundgesamtheit, eine bestimmte Krankheit zu bekommen, zu sterben oder eine Gesundheitsbeeinträchtigung zu erleiden. "Absolut" ist allerdings Definitionssache, da als Bezugsgröße in aller Regel nicht "alle Menschen" gemeint sind. Das absolute Risiko ist mehr als Gegenbegriff zum relativen Risiko zu sehen.
Berechnung
Das absolute Risiko stellt folgenden Zusammenhang da: Anzahl der Personen, mit einen bestimmten Ereignis (z.B. Erkrankung), dividiert durch Gesamtzahl der Personen mit der gleichen Exposition (oder der gleichen Nichtexposition).[1]
Das absolute Risiko kann sowohl für exponierte, sowie auch für nicht-exponierte Bevölkerungsgruppen getrennt bestimmt werden. Anhand der Vierfeldertafel erfolgt die Berechung folgendermaßen:
| Erkrankung | keine Erkrankung | |
|---|---|---|
| mit Exposition | A | B |
| ohne Exposition | C | D |
Beispiel
In der European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer (ERSCP) wird seit 1993 untersucht, welchen Einfluss ein regelmäßiges PSA-Screening auf die Sterblichkeit am Prostatakarzinom hat. 162.388 Männern aus 8 europäischen Ländern im Alter von 50 bis 74 Jahren wurden in die Studie eingeschlossen und in einen Screeningarm oder einen Kontrollarm randomisiert. Die 13-Jahres-Auswertung wurde 2014 veröffentlicht.[2]
Das absolute Risiko der Männer in der Screeninggruppe, an einem Prostatakarzinom zu versterben, war um 0,12 Prozent niedriger als in der Kontrollgruppe. Das relative Risiko der Subgruppe von Männern, bei denen ein Prostatakarzinom diagnostiziert wurde, daran zu sterben (prostatakrebsspezifische Sterblichkeit), ging um 17 % zurück.
"Absolut" ist diese Risikobewertung aber nur im Bezug auf die Studiengrundgesamtheit, denn natürlich enthält die Berechnung zum Beispiel nicht die Frauen in dieser Altersgruppe oder gar die Gesamtpopulation der teilnehmenden Länder. Trotzdem ist das absolute Risiko für die Bewertung solcher Fragestellungen normalerweise aussagekräftiger als das relative Risiko, bei dem eine Untergruppe isoliert betrachtet wird.
Quellen
- ↑ https://www.lecturio.de/artikel/medizin/risikomaszahlen/
- ↑ Schröder, Fritz H et al. Screening and prostate cancer mortality: results of the European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC) at 13 years of follow-up. The Lancet, Volume 384, Issue 9959, 2027 - 2035