Wahrnehmungspsychologie
Englisch: perceptual psychology
Definition
Die Wahrnehmungspsychologie beschäftigt sich mit dem über die Sinnesphysiologie hinausgehenden, subjektiv interpretierenden Anteil der Wahrnehmung. Sie ist ein Teilgebiet der Kognitionspsychologie.
Hintergrund
Im Zentrum der Wahrnehmungspsychologie steht der Teil der Wahrnehmung, der sich durch die Gesetze der Physik und der Sinnesphysiologie nicht oder nur unvollständig beschreiben lässt. Während die Abläufe bei der Wahrnehmung von Schallereignissen und Farben physikalisch fassbar sind, lassen sich zum Beispiel die Erkennung eines Gesichts und seine Einordnung als sympathisch oder unsympathisch nur durch komplexe psychische Abläufe erklären. Genau mit diesen Abläufen beschäftigt sich die Wahrnehmungspsychologie.
Beschreibung
Jedes Lebewesen auf der Welt nimmt über die Sinnesorgane permanent Reize aus der Umwelt wahr. Dabei besteht allerdings ein Unterschied zwischen dem, was aufgenommen wird und was dem Individuum tatsächlich bewusst wird. Beispielhaft ist die Situation vom ständig dahin fließenden Bach. Befindet sich eine Person über einen langen Zeitraum immer an dem Fließgewässer, nehmen die Sinnesorgane das Rauschen zwar permanent auf, die Wahrnehmung ändert sich aber mit der Zeit signifikant. Das Geräusch verliert mit zunehmender Exposition an Bedeutung und wird nur noch unbewusst wahrgenommen.
Weiterhin existiert eine ganze Reihe von Wahrnehmungstäuschungen. So gibt es optische Täuschungen: Der Mensch sieht etwas, nimmt es aber oft im ersten Augenblick anders wahr, als sich das Objekt wirklich darstellt. Erst bei Betrachtung von einer anderen Seite oder bei Annäherung an das Objekt wird die Täuschung offenbar. Bevor die Wahrnehmungspsychologie mit ihrer interpretierenden Arbeit beginnt, beleuchtet sie zunächst die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Wahrnehmungsprozesses, wie Aufbau des Sinnesorgans, Funktion der Rezeptoren, neuronale Weiterleitung, etc.
Teildisziplinen
- Psychophysik
- Gestaltpsychologie
- Somatotopik
- Organisation der Wahrnehmung
- Wahrnehmungstheorie
Wahrnehmungsprozess
Die Einteilung des Wahrnehmungsprozesses erfolgt in drei Stufen: Empfinden, Organisieren und Einordnen
- Empfindungen können beispielsweise die Vorgänge im Innenohr bei einer Schallempfindung oder das Abbilden eines optischen Reizes auf der Retina sein.
- Organisation: Zusammensetzung der Faktoren des Sinneseindruckes zu einem relevanten Zusammenhang
- Einordnen: Den empfangenen Sinneseindrücken wird eine Bedeutung zugeordnet. Weiterhin erfolgen eine Kategorisierung und eine Einschätzung hinsichtlich der persönlichen Bedeutung des Sinneseindruckes. Sie ermöglichen eine Interpretation des Sinnesreizes und eine entsprechende Reaktion.
Während die beiden ersten Stufen bei allen Lebewesen praktisch gleich ablaufen, ist vor allem der dritte Punkt der Einordnung beim Individuum (speziell auch beim Menschen) abhängig von der persönlichen Einschätzung und auch von psychologischen Gegebenheiten. Die Einordnung ist auch Grundlage der Untersuchungen der Wahrnehmungspsychologie.
um diese Funktion zu nutzen.