Prostataspezifisches Antigen
Synonyme: Semenogelase, Kallikrein-3
Englisch: prostate specific antigen, PSA
Definition
Das prostataspezifische Antigen, kurz PSA, ist ein Protein, das in Zellen der Prostata gebildet wird. Bei der Diagnostik des Prostatakarzinoms wird es als organspezifischer Tumormarker eingesetzt.
Physiologie
PSA ist ein sekretorisches Glykoprotein und dient beim Mann, wie andere Proteasen, der Verflüssigung des Prostatasekrets. Bei Männern wird es in den Epithelzellen der Prostata gebildet, bei Frauen in geringen Mengen in den Skene-Drüsen. Im Serum bildet ein Anteil von etwa 60 bis 95 % einen stabilen Komplex mit Alpha-1-Antichymotrypsin (ACT) und liegt daher in gebundener Form vor. Der Rest zirkuliert als freies PSA (fPSA). Differenzialdiagnostisch ist das Verhältnis des freien PSA zum Gesamt-PSA (tPSA) von Bedeutung, da beim Prostatakarzinom häufig ein niedrigerer Anteil des freien PSA und sukzessive ein höherer des gebundenen PSA detektiert wird.
Eine PSA-Erhöhung kommt auch beim Mammakarzinom vor, wird allerdings hier nicht als Tumormarker verwendet (Stand 2024).
Indikation
Die labormedizinische Bestimmung des PSA dient der Früherkennung, dem Staging, der Therapiekontrolle und der Nachsorge des Prostatakarzinoms.
Material
Für die Untersuchung wird 1 ml Blutserum oder Blutplasma benötigt.
Referenzbereich
Gesamt-PSA
Altersspezifische Gesamt-PSA-Referenzwerte nach Oesterling:
Altersgruppe | Grenzwert |
---|---|
40 bis 49 Jahre | < 2,5 ng/ml |
50 bis 59 Jahre | < 3,5 ng /ml |
60 bis 69 Jahre | < 4,5 ng/ml |
70 bis 79 Jahre | < 6,5 ng/ml |
Die "Grauzone" für die Erhöhung des PSA-Wertes liegt zwischen 4 und 10 ng/ml Serum. Der Cut-off-Wert kann je nach Testverfahren unterschiedlich sein, maßgeblich sind die Angaben des bestimmenden Labors.
Quotient aus freiem und Gesamt-PSA
- Der Normbereich für den Quotienten aus freiem und Gesamt-PSA (fPSA/tPSA) liegt bei einem Anteil von über 20 %.
Interpretation
Gesamt-PSA
Die PSA-Konzentration im Serum ist u.a. bei Prostatakarzinom, benigner Prostatahyperplasie, Prostatitis und/oder iatrogener Manipulation, z.B. im Rahmen der digital-rektalen Untersuchung (DRU) erhöht. Radfahren oder Reiten erhöhen den PSA-Spiegel dagegen eher nicht bzw. nur minimal.[1] Ein erhöhter PSA-Spiegel ist daher nicht beweisend für das Vorliegen eine Erkrankung der Prostata, allerdings gilt: je höher der PSA-Wert, desto höher der positive prädiktive Wert (positiver Vorhersagewert).
Bei einem PSA-Wert von ≥ 4 ng/ml bei erstmaliger Früherkennungsuntersuchung wird empfohlen, eine Biopsie zu erwägen. Im weiteren Verlauf ist auch die Dynamik der PSA-Entwicklung relevant.[1]
siehe auch: transrektaler Ultraschall (TRUS)
PSA-Wert unter altersspezifischer Norm
- Kein Hinweis auf eine Neoplasie. Der Anteil der entdeckten Karzinome, bei denen Werte zwischen 2 und 4 ng/ml diagnostiziert werden, liegt bei ca. 10 %.
PSA-Wert zwischen altersspezifischem Normbereich und 10 ng/ml
- Ein Karzinom ist nicht auszuschließen. Daher wird eine Bestimmung des fPSA/tPSA-Quotienten empfohlen. Zusätzlich sollten eine palpatorische und sonographische Untersuchung erfolgen. Bei Werten über 4 ng/ml ist eine Biopsie zu erwägen.
- Der Anteil der entdeckten Karzinome, bei denen Werte zwischen 4 und 10 ng/ml diagnostiziert werden liegt bei ca. 25 %.
PSA-Wert zwischen 10 und 20 ng/ml
- Mögliches Vorliegen eines Karzinoms. Eine Bestimmung des fPSA/tPSA-Quotienten, eine palpatorische und sonographische Untersuchung sowie eine Biopsie sind indiziert.
- Der Anteil der entdeckten Karzinome, bei denen Werte zwischen 10 und 20 ng/ml diagnostiziert werden, liegt bei ca. 50 bis 60 %.
PSA-Anstieg von mehr als 0,35 bis 0,75 ng/ml pro Jahr
- Verdacht auf ein Prostatakarzinom, Biopsieindikation
- Der PSA-Anstieg (PSA-Velocity) ist unabhängig von der Ausgangswertlage ein präziser Marker für die Entwicklung eines Prostatakarzinoms (Sensitivität: ca. 75 %; Spezifität: ca. 90 %).
Quotient aus freiem und Gesamt-PSA
Quotient | Interpretation |
---|---|
Unter 15% |
|
15 bis 20% |
|
Über 20% |
|
Podcast
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 S3-Leitlinie Prostatakarzinom, Redigsternummer 043-022OL, Stand Mai 2024
Literatur
- Laborlexikon.de, abgerufen am 03.05.2021
- Gressner A.M., Arndt T. Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. (2019)
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © Wil Stewart / Unsplash
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