Ohrspeicheldrüse
Synonyme: Glandula parotidea, Glandula parotis, Parotis
Englisch: parotid gland
Definition
Die paarigen Ohrspeicheldrüsen sind die größten Speicheldrüsen des menschlichen Körpers.
Anatomie
Die etwa 20-30 g wiegende Drüse wird durch den Plexus parotideus des Nervus facialis und die Vena retromandibularis in einen oberflächlichen (Pars superficialis) und einen tiefen (Pars profunda) Teil unterteilt. Ihr Ausführungsgang, der Ductus parotideus oder Stenon-Gang, verläuft über dem Musculus masseter, durchbricht den Musculus buccinator und mündet gegenüber dem zweiten oberen Molaren in der Papilla ductus parotidei in das Vestibulum oris der Mundhöhle.
Zur Hautoberfläche hin wird die Ohrspeicheldrüse von der Fascia parotidea begrenzt, einer derben bindegewebigen Hülle, die das gesamte Organ umhüllt. Sie bildet auch das oberflächliche und tiefe Blatt der so genannten Parotisloge.
Dem kranialen Teil der Glandula parotis liegt die Fascia parotideamasseterica an, die mehrere Faszienstränge in das Drüsengewebe schickt.
Topografie
Die Ohrspeicheldrüse befindet sich zum überwiegenden Teil in der Fossa retromandibularis. Sie grenzt an folgende Strukturen:
- kranial: Meatus acusticus externus (Äußerer Gehörgang), ferner Nervus auriculotemporalis und die Rami temporales des Nervus facialis
- ventral: Mandibula (Unterkiefer) und Musculus masseter, Rami zygomatici, buccales und Ramus marginalis mandibularis des Nervus facialis, Arteria transversa faciei, Ductus parotideus
- dorsal: Processus mastoideus und Musculus sternocleidomastoideus
- kaudal: Processus styloideus und Musculus digastricus (Venter posterior), Ramus colli des Nervus facialis. Den kaudalen Ausläufer der Ohrspeicheldrüse bezeichnet man auch als Lobus colli.
- medial: Musculus constrictor pharyngis superior
Von lateral nach medial laufen folgende Strukturen durch die Parotis:
- Nervus facialis
- Vena retromandibularis
- Arteria carotis externa
- Arteria temporalis superficialis
- Nervus auricularis magnus
- Arteria maxillaris
Innervation
Für die parasympathische Innervation der Parotis sind Fasern des Nervus glossopharyngeus (Nervus IX) verantwortlich, die über die Jacobson-Anastomose laufen. Sie regulieren die Speichelbildung. Im Nucleus salivatorius inferior liegen die Zellkörper des ersten Neurons; die des zweiten Neurons sind im Ganglion oticum zu finden.
Sympathisch wird die Ohrspeicheldrüse durch Fasern des Ganglion cervicale superius innerviert. Diese Fasern formen ein Geflecht um die Arteria carotis externa (Plexus caroticus externus).
Gefäßversorgung
Die Glandula parotidea wird arteriell über folgende Gefäße versorgt:
- direkte kleine Äste aus der Arteria carotis externa
- Arteria temporalis superficialis
- Rami parotidei
- Arteria transversa faciei
- Arteria maxillaris
Der venöse Abfluss erfolgt über die Vena retromandibularis, die anschließend in die Vena jugularis interna mündet.
Histologie
Die Ohrspeicheldrüse ist eine rein seröse Drüse, die von Septen aus Bindegewebe durchzogen und dadurch in Lappen (Lobi) und Läppchen (Lobuli) unterteilt wird. Die sehr weitlumigen Ausführungsgänge tragen ein ein- bis zweireihiges hochprismatisches Epithel. Die Streifenstücke der Glandula parotidea enthalten viele Mitochondrien. In den Septen findet man oft Gefäße, Nerven, Ganglien, Lymphfollikel und bei älteren Menschen häufig auch Fettzellen.
Embryologie
Die Anlage der Parotis zeigt sich etwa in der 6. bis 7. Woche der Embryonalentwicklung als Epithelknospe der ektodermalen Mundbucht. Sie wächst rasch in das angrenzende mesenchymale Gewebe ein und bildet dabei Zellstränge aus, an deren Enden kolbenförmige Auftreibungen entstehen. In den Zellsträngen bilden sich Lumina für die späteren Ausführungsgänge aus, während sich die kolbenförmigen Enden zu Drüsenendstücken differenzieren. Die Kapsel und das Bindegewebe der Parotis entstammen dem umgebenden Mesenchym.
Klinik
Die häufigste Erkrankung der Ohrspeicheldrüse ist die durch Paramyxoviren ausgelöste Parotitis epidemica (Mumps), die hauptsächlich als Kinderkrankheit auftritt.
In höheren Lebensjahren sind vor allem gutartige (z.B. pleomorphes Adenom oder Zystadenolymphom (Warthin-Tumor), aber auch bösartige Tumoren der Parotis klinisch relevant. Die operative Entfernung von Parotistumoren ist schwierig, da es leicht zu einer Schädigung des Plexus parotideus kommen kann, die zu einer peripheren Fazialislähmung führt.
Literatur
- Waldeyer et al., Anatomie des Menschen: Lehrbuch und Atlas in einem Band (De Gruyter Studium) (19th totaly rev. ed.), De Gruyter, 2012
- Aumüller et al., Duale Reihe Anatomie: Mit Online-Zugang (5. aktualisierte Aufl.), Thieme, 2020
- Zilles et al. Anatomie, Springer Verlag, 2010
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