Musculus rectus abdominis
von lateinisch: musculus - Muskel; rectus - gerade; abdomen - Bauch
Synonym: Gerader Bauchmuskel
Englisch: rectus abdominis muscle
Definition
Der Musculus rectus abdominis ist ein langer, vertikal verlaufender, paariger Skelettmuskel, der zur vorderen bzw. mittleren Bauchmuskulatur gehört.
Dimensionen
Der Muskel nimmt die gesamte Front des Abdomens ein. Er ist durchschnittlich etwa 10 mm dick, bei Sportlern bis zu 20 mm. Sein Volumen liegt im Normalfall etwa bei 300 cm3, bei trainierten Sportlern kann es 500 cm3 betragen.
Verlauf
Ursprung
Der Ursprung des Musculus rectus abdominis liegt in drei Partien an den Vorderflächen der Knorpel der 5., 6. und 7. Rippe. Einige Fasern sind mit den Ligamenta costoxiphoidea und dem Processus xiphoideus des Sternums verwachsen.
Ansatz
Der Musculus rectus abdominis zieht vertikal verlaufend nach kaudal. Die rechte und linke Seite des Muskels stoßen in der Linea alba aufeinander. Der Muskel setzt schließlich am Ramus superior des Os pubis und an den Bändern der Beckensymphyse an.
Besonderheiten
Der Musculus rectus abdominis wird ventral und dorsal durch zwei breite Sehnenplatten umschlossen, welche die sogenannte Rektusscheide bilden.
Unterbrochen wird der Muskel durch 3 bis 4 Zwischensehnen (Intersectiones tendineae), die ihn segmental untergliedern. Durch ihre Verwachsungen mit dem vorderen Blatt der Rektusscheide sorgen sie für eine gleichbleibende Lage des Muskels – auch bei Seitwärtsneigungen des Rumpfes.
Bei gut ausgebildetem Faserapparat und spärlich vorhandenem Unterhautfettgewebe zeichnet sich das Relief des Muskels auf der Körperoberfläche als sogenannter "Waschbrettbauch" bzw. als "Sixpack" ab.
Innervation
Der Musculus rectus abdominis wird durch die vorderen Äste (Rami anteriores) des 7-12. Thorakalnerven bzw. Interkostalnerven (Th7-Th12) sowie des 1. und 2. Lumbalnerven (L1-L2) innerviert.
Arterielle Versorgung
Die arterielle Versorgung des Musculus rectus abdominis erfolgt in den oberen Anteilen über die Arteria epigastrica superior, kaudal über die Arteria epigastrica inferior. Des Weiteren erhält der Muskel kleinere Zuflüsse aus den unteren Arteriae intercostales anteriores.
Funktion
Der Musculus rectus abdominis hat mehrere Funktionen. Er erhöht die Spannung der Bauchwand und steigert damit - in Zusammenarbeit mit der Kehlkopfmuskulatur und der Beckenbodenmuskulatur - den Druck im Abdomen. Diese sogenannte Bauchpresse unterstützt u.a. die Defäkation und die Austreibung des Kindes unter der Geburt.
Darüber hinaus bewirkt der Muskel ein Vorwärtsbeugen des Rumpfes bzw. eine Flexion der Wirbelsäule nach vorne. Das Becken wird dabei nach kranial gezogen. Der Muskel ist in dieser Funktion ein Antagonist des Musculus erector spinae und hat dadurch eine wichtige Bedeutung für die posturale Stabilität.
Der Musculus rectus abdominis gehört zu den Atemhilfsmuskeln. Er unterstützt die forcierte Exspiration, z.B. unter körperlicher Belastung oder bei pathologischen Zuständen wie dem Emphysem.
Klinik
Faserrisse des Musculus rectus abdominis können ein Rektusscheidenhämatom auslösen. Mögliche Ursachen sind operative Eingriffe am Abdomen, Traumen, Antikoagulation, extreme Hustenattacken oder Schwangerschaft.
Der Musculus rectus abdominis wird in der rekonstruktiven Chirurgie zur Gewinnung myokutaner Lappen verwendet (TRAM-Lappen).
Quelle
- Waldeyer – Anatomie des Menschen; 19., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage; De Gruyter
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