AO-Klassifikation
Synonym: Müller-Klassifikation
Definition
Die AO-Klassifikation ist ein System zur Beschreibung der Lokalisation und Beschaffenheit von Knochenbrüchen (Frakturen). Ziel dieser Klassifikation ist es, eine weltweit eindeutige Zuordnung von Frakturen, was eine standardisierte Behandlung ermöglicht.
AO steht hierbei für die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen.
Aufbau
Es gibt Erweiterungen und Alternativen zur AO-Klassifikation, beispielsweise zur Beschreibung von mit Frakturen assoziierten Schäden, Frakturen bei Kindern oder Frakturen an bestimmten Körperregionen.
Bei der AO-Klassifikation werden Frakturen mit Hilfe eines fünfstelligen Codes beschrieben, der über die Lokalisation Auskunft gibt.
Körperregion, in der die Fraktur sich befindet
- 1: Humerus (Oberarm)
- 2: Radius und Ulna (Unterarm)
- 3: Femur und Patella (Oberschenkel)
- 4: Tibia und Fibula (Unterschenkel)
- 5: Wirbelsäule
- 6: Pelvis (Becken)
- 7: Hand
- 8: Fuß
- 9: Schädel und Unterkiefer
Frakturort innerhalb der Region
Bewertung der Fraktur
- A: einfache oder extraartikuläre Fraktur
- B: Keilfraktur oder partielle Gelenkbeteiligung
- C: komplexe Fraktur oder vollständige Gelenkfraktur
Weitere Unterpunkte (2.4 und 2.5) dienen der genaueren Bewertung der Schwere der Verletzung.
AO-Klassfikation wichtiger Körperregionen
Distale Humerusfraktur
- Typ A: suprakondylär/perkondylär/Abrissfraktur der Epikondylen
- Typ B: intraartikulär unikondylär
- Typ C: intraartikulär bikondylär (Y-förmige Fraktur)
- C1: einfache Fraktur der Metaphyse mit Gelenkbeteiligung
- C2: einfache Fraktur des Gelenks mit mehreren Fragmenten in der Metaphyse
- C3: Fraktur mit mehreren Fragmenten in der Metaphyse und im Gelenk
Distale Unterarmfraktur
- Typ A: extraartikulär
- Typ B: partiell intraartikulär
- Typ C: vollständig intraartikulär
Thorakolumbale Wirbelsäulenverletzungen
- Typ A: Kompressionsfrakturen
- A1: stabile Impaktionsbrüche
- A2: Spaltbruch
- A3: instabile Berstungsbruch
- Typ B: Distraktionsverletzungen
- B1: Flexionsverletzung oder Distraktionsverletzung mit dorsaler, intraossärer Zerreißung (Chance-Fraktur)
- B2: Flexionsverletzung oder Distraktionsverletzung mit dorsaler, ligamentärer Zerreißung mit oder ohne ossäre Beteiligung
- B3: Hyperextensionsverletzung mit ventraler Zerreißung durch die Bandscheibe
- Typ C: Rotationsverletzungen
- C1: Typ-A-Verletzungen mit Rotation
- C2: Typ-B-Verletzungen mit Rotation
- C3: Rotationsscherbrüche
Beckenfrakturen
- Typ A: stabile Beckenverletzungen
- Typ B: Beckenringverletzungen mit Instabilität der Rotation
- Typ C: Beckenringverletzungen mit Instabilität der Rotation und in der Vertikalen
AO-Klassifikation der Begleitverletzungen
Zusätzliche Begleitverletzungen einer Fraktur können nach folgender Systematik beschrieben werden:
- I: Hautschäden
- MT: Muskel- und Sehnenverletzungen
- NV: Nerven- und Gefäßverletzungen
Hautverletzung bei geschlossener Fraktur
- IC1: keine Hautverletzung
- IC2: Kontusion ohne Hauteröffnung
- IC3: umschriebenes Decollement
- IC4: ausgedehntes, geschlossenes Decollement
- IC5: Nekrose durch tiefe Kontusion
Offene Hautverletzung
- IO1: Hautdurchspießung von innen nach außen
- IO2: Hautdurchspießung von außen < 5 cm mit kontusionierten Rändern
- IO3: Hautläsion > 5 cm, umschriebenes Decollement mit Randkontusion
- IO4: Hautverlust, tiefe Kontusion, Schürfung
- IO5: ausgedehntes Decollement
Muskel- und Sehnenverletzungen
- MT1: keine Verletzung
- MT2: umschriebene Muskelverletzung (auf eine Muskelgruppe beschränkt)
- MT3: ausgedehnte Muskelbeteiligung (2 oder mehr Muskelgruppen)
- MT4: Ausriß oder Verlust ganzer Muskelgruppen, Sehnendurchtrennungen
- MT5: Logen- oder Crush-Syndrom
Neurovaskuläre Verletzungen
- NV1: keine Verletzung
- NV2: isolierte Nervenläsion
- NV3: umschriebene Gefäßverletzung
- NV4: kombinierte neurovaskuläre Verletzung
- NV5: Subtotal-, Totalamputation
Luxationen
OTA (Orthopedic Trauma Association)-Klassifikation der Luxationen
- D10: Luxation nach ventral
- D11: nach dorsal
- D12: nach medial
- D13: nach lateral
- D14: nach ventromedial
- D15: nach ventrolateral
- D16: nach dorsomedial
- D17: nach dorsolateral
- D18: Luxation in unterschiedliche Richtungen
um diese Funktion zu nutzen.