Tricholoma-equestre-Syndrom
Allgemeines
Lange Zeit galt der Grünling (Tricholoma equestre) als ein sehr beliebter Speisepilz, der besonders in Frankreich auf zahlreichen Märkten angeboten wurde. Ganz selbstverständlich stand er unter der Rubrik „essbar“ in sämtlichen Pilzbüchern, ehe man Anfang des 21. Jahrhunderts auf einige zunächst unerklärliche Vergiftungen in Frankreich aufmerksam wurde. 2001 wurden 12 Vergiftungen beschrieben, die auf den Grünling zurückzuführen waren; drei der betroffenen Menschen starben. Ein Jahr später wurden Vergiftungen aus Polen bekannt. Zentrales Merkmal dieser Vergiftung ist die Ausbildung einer Rhabdomyolyse – der Zerfall von quergestreifter Muskulatur.
Verursachende Pilze
Lediglich der Grünling konnte mit Sicherheit für dieses Vergiftungssyndrom verantwortlich gemacht werden.
Relevante Giftstoffe
Die Frage nach dem Gift, welches zur Rhabdomyolyse führt, ist noch nicht komplett geklärt. Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass es sich um eine aus Grünlingen isolierte chemische Substanz mit dem Namen Cycloprop-2-en-carboxyl-Säure handelt. Besonders rätselhaft ist ebenfalls, warum offenbar nur manche Menschen bei dem Genuss von Grünlingen diese schwere Vergiftung erleiden. Wissenschaftler vermuten, dass die Konzentration der auslösenden Substanz von Pilz zu Pilz stark variieren kann. Außerdem könnte die genetische Prädisposition des Pilzessers ebenfalls eine Rolle spielen.
Latenzzeit
Zwischen einem und vier Tagen und meistens nur nach mehrmaligem Genuss von Grünlingen.
Symptome
- starke Müdigkeit
- Schmerzen in den Muskeln (anfangs besonders in den Oberschenkeln)
- Muskelschwäche
- starkes Schwitzen
- auffallend gerötetes Gesicht
- teilweise Übelkeit
- dunkel gefärbter Urin (durch den Muskelzerfall gelangt Myoglobin über die Niere in den Urin)
- Nierenschmerzen
- Herzrhythmusstörungen (falls Herzmuskel angegriffen)
Diagnose
- ausführliche Befragung des Patienten und der Angehörigen über die verzehrten Pilze und die Zeit zwischen der Mahlzeit und dem ersten Auftreten der Vergiftungserscheinungen
- Begutachtung von Pilzresten durch einen ausgewiesenen Fachmann
- Laboruntersuchung des Blutes; deutlich erhöhter Wert an Creatin-Kinase (CK) im Serum
- Urinuntersuchung (Dunkelfärbung durch Myoglobin)
- gegebenenfalls EKG-Untersuchung
Therapie
Hat die Rhabdomyolyse bereits eingesetzt, ist die Giftwirkung nicht mehr zu stoppen. Zum einen ist bis heute noch nicht abschließend geklärt, welche Substanz wirklich zu diesen Schädigungen führt. Zum Anderen existiert gegen die unter Verdacht stehende Cycloprop-2-en-carboxyl-Säure kein adäquates Mittel, was die Muskelauflösung dann noch stoppen könnte. Es bleibt nur eine Behandlung der Symptome und die weitere Beobachtung des Patienten. Im günstigsten Fall erholt sich der Patient rasch und ohne sehr große bleibende Schäden, im ungünstigsten Fall wird auch die Atem- und Herzmuskulatur von dem Gift angegriffen, was dann letztlich zum Tode des Patienten führen kann.
um diese Funktion zu nutzen.