Radiofrequenz-Overflow-Artefakt
Englisch: RF overflow artifact, data clipping artifact
Definition
Das Radiofrequenz-Overflow-Artefakt ist ein MRT-Artefakt, das durch eine Übersteuerung des Empfangssignals (RF-Signal) verursacht wird. Die vom Patienten empfangene Radiofrequenz ist dabei so stark, dass sie vom Analog-Digital-Wandler (ADC) des Systems nicht mehr korrekt digitalisiert werden kann. Es kommt zu sogenanntem Data Clipping, was zu einem inhomogenen, "ausgewaschenen" Bild führt.
Hintergrund
Das empfangene MR-Signal liegt zunächst als analoges RF-Signal vor. Vor der Digitalisierung wird dieses Signal im Empfänger verstärkt (Receiver Gain). Ist der Receiver Gain zu hoch, überschreitet das Signal die maximal darstellbare Amplitude des ADC (Dynamikbereich). Anteile des Signals werden dadurch abgeschnitten ("Clipping") und gehen verloren, was zu einer Fehlverteilung der Signalintensitäten im k-Raum und damit zu einer Verfälschung von Bildkontrast und Helligkeit führt.
Auslöser
Mögliche Auslöser sind z.B. fehlerhafte oder suboptimale Auto-Prescan-Einstellungen, sehr starke lokale Signale oder Hardware- oder Kalibrierungsprobleme im Empfängerpfad.
Bildgebung
Typische MR-Bildmerkmale des Radiofrequenz-Overflow-Artefakts sind:
- Nicht-homogene Bildhelligkeit (Inhomogenität über das Field-of-View)
- "Ausgewaschener" Gesamteindruck mit Verlust von Kontrast, die Strukturen erscheinen detailarm
Teilweise wird auch ein übermäßiges Signal außerhalb des eigentlichen Objektbereichs rekonstruiert. Ebenfalls möglich ist das Erscheinen des Artefakts in ganzen Sequenzserien, wenn die Verstärkung bei der Prescan-Kalibrierung ungünstig gewählt wurde.
Klinische Relevanz
Das Erkennen eines Radiofrequenz-Overflow-Artefakts und die korrekte Anpassung der Scan-Parameter sind klinisch relevant, weil es sonst zu einer Verfälschung von Signalintensitäten und Kontrast kommt. Dadurch können pathologische Strukturen (z.B. Ödeme, Kontrastmittelanreicherungen, Blutungen oder kleine Läsionen) übersehen oder fehleingeschätzt werden. In Extremfällen wirkt eine ganze Serie "ausgewaschen" und ist diagnostisch unbrauchbar. Dies führt zu Verzögerungen, höherer Belastung für den Patienten und ggf. organisatorischen Problemen im Untersuchungsablauf.
Literatur
- Ballinger et al., RF overflow artifact., Reference article, Radiopaedia.org, abgerufen am 14.11.2025.