Primäreffekt
Synonym: Primär-Effekt
Englisch: primacy effect
Definition
Der Primäreffekt ist ein Konzept der Psychologie, nach dem Informationen zu Beginn eines Gesprächs besser im Gedächtnis bleiben als später erhaltene Informationen. Er erklärt, warum es so schwierig ist, eine einmal gebildete Meinung zu revidieren, selbst wenn nachfolgende Informationen dieser widersprechen. So wird zum Beispiel der erste Eindruck einer Person oftmals dauerhaft übernommen und beeinflusst die weitere Wahrnehmung massiv, selbst wenn nachfolgende Eindrücke gegensätzlich ausfallen.
Hintergrund
Dem Primäreffekt steht der sogenannte Rezenzeffekt (Recency-Effekt) gegenüber, bei dem die zuletzt aufgenommenen Informationen besonders gut erinnert werden. Beide Phänomene treten häufig gemeinsam auf, etwa beim Lernen oder bei Einstellungsprozessen und werden daher auch oft als Primär-Rezenz-Effekt zusammengefasst.
Der Primäreffekt ist ein wichtiger Beurteilungsfehler der Sozialpsychologie und kann die Objektivität von Bewertungen und Erinnerungen verzerren. Seine Erkenntnis wird gezielt genutzt, um Lernsituationen, Gesprächsführungen und Präsentationen zu optimieren, indem bedeutsame Informationen an den Anfang gestellt werden, um eine höhere Gedächtnisleistung und Wirkung zu erzielen.
Typische Beispiele für den Primäreffekt finden sich bei Kaufentscheidungen, im Bewerbungsprozess, in Präsentationen und beim Lernen von Reihenfolgen. Der erste Eindruck eines Bewerbers bestimmt oft maßgeblich die Personalentscheidung. Auch in der Werbung werden wichtige Botschaften oder markante Bilder gezielt am Anfang eingesetzt, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Relevanz
Die Kenntniss des Primäreffekts ist wichtig, um Entscheidungen besser zu verstehen und eigene Urteile kritisch zu hinterfragen. Durch bewusste Gegenstrategien wie strukturierte Prozesse und die aktive Suche nach zusätzlichen Informationen können die Fallstricke des ersten Eindrucks umgangen werden, um zu ausgewogeneren und gerechteren Schlussfolgerungen zu gelangen.