Minimum discriminibile
Synonyme: Minimum discriminabile, Übersehschärfe
Englisch: hyperacuity
Definition
Das Minimum discriminibile bezeichnet die visuelle Wahrnehmung kleinstmöglicher Unterschiede in der Anordnung zweier anvisierter Objekte bzw. zwischen einem Objekt und seiner Umgebung. Das Minimum discriminibile wird in der Augenheilkunde und Optometrie zur Prüfung der Sehschärfe untersucht.
Hintergrund
Das Minimum discriminibile ist deutlich kleiner als das Minimum separabile, da die optische Reizwahrnehmung nicht an die Größe der retinalen Rezeptoren gebunden ist. Man erklärt dies dadurch, dass eine Objektlokalisation immer in Relation zu einem anderen Objekt oder der Umgebung beurteilt wird - also entweder simultan oder sukzessiv. Durch die gleichzeitige Stimulation mehrerer Rezeptoren eines Netzhautbereichs kommt es zu einer räumlichen Summation der Potentiale, die kortikal verarbeitet werden. An der hohen Auflösung sind somit neben den rein optischen auch neuronale Prozesse beteiligt.
Einteilung
Noniussehschärfe
In der Regel wird die Noniussehschärfe als Kriterium zur Messung des Minimum discriminibile herangezogen. Sie beschreibt den kleinsten Sehwinkel, unter dem eine gegenseitige, laterale Versetzung von zwei gleich ausgerichteten Linien (Noniuslinien) erkannt wird. Der Wert beträgt ca. 2-10 Winkelsekunden.
Minimal erkennbare Ortsänderung
Bei der minimal erkennbaren Ortsänderung wird abgefragt, ob sich zwei Objekte zueinander in Bewegung oder in Ruhe befinden. Die Schwelle der Erkennbarkeit beträgt ca. 10 Winkelsekunden.
Minimal erkennbare Orientierung
Zudem kann geprüft werden, ob eine Orientierungsänderung (z.B. ein Abkippen) eines Objektes im Vergleich zum zweiten Objekt erkannt wird. Hier liegt die Schwelle bei ca. 20 Winkelminuten.
Literatur
- Kaufmann: Strabismus, 3. Auflage, Thieme-Verlag, 2004
- Lachenmayr et al.: Auge – Brille – Refraktion, 4. Auflage, Thieme-Verlag, 2006
- Dietze: Die optometrische Untersuchung, 2. Auflage, Thieme-Verlag, 2015
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