Lungenkrebsscreening
Definition
Als Lungenkrebsscreening wird ein strukturiertes Früherkennungsprogramm zur Identifikation von Lungenkrebs in frühen, potenziell heilbaren Stadien bezeichnet. Das Screening dient der Sekundärprävention und kann ggf. bei ausgewählten Personengruppen das Gesamtüberleben erhöhen.
Hintergrund
Lungenkrebs ist in Deutschland die häufigste krebsbedingte Todesursache. Etwa 85 % der Fälle treten bei (ehemaligen) Rauchern auf. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt insgesamt bei lediglich 10 bis 20 %, da die meisten Diagnosen erst in fortgeschrittenen Stadien erfolgen.
Internationale Studien wie NLST (USA) und NELSON (Europa) haben gezeigt, dass ein Screening mittels Low-Dose-CT (LDCT) die Lungenkrebsmortalität bei Hochrisikopersonen signifikant senken kann. Basierend auf diesen Daten wurde in Deutschland ein nationales Screening-Programm vorbereitet. Die rechtliche Grundlage bildet die Lungenkrebs-Früherkennungs-Verordnung (LuKrFrühErkV), die im Juli 2024 in Kraft trat. Diese Verordnung erlaubt unter bestimmten Bedingungen die Anwendung der LDCT zur Früherkennung von Lungenkrebs bei Rauchern. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) arbeitet derzeit an der finalen Richtlinie zur Aufnahme des Screenings in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung, mit der Veröffentlichung ist voraussichtlich im September 2025 zu rechnen. Die flächendeckende Einführung des Programms wird für das 2. Quartal 2026 erwartet. Aktuell ist das Screening als Selbstzahlerleistung möglich.
Länder wie USA, Großbritannien, Kroatien, Südkorea und Taiwan haben bereits nationale Lungenkrebsscreening-Programme etabliert.
Zielgruppe
Das geplante Screening richtet sich an asymptomatische Personen mit erhöhtem Risiko für Lungenkrebs. Die aktuellen Kriterien sind (Stand 05/2025):
- Alter: 50 bis 75 Jahre
- Raucheranamnese: Aktive oder ehemalige Raucher mit mindestens 15 Packungsjahren
- Nikotinkarenz liegt weniger als 10 Jahre zurück
Durchführung
Das Lungenkrebsscreening erfolgt mittels LDCT ohne Kontrastmittel. Vor der Teilnahme ist ein ärztliches Aufklärungsgespräch über Nutzen, Risiken und mögliche Ergebnisse des Screenings notwendig.[1]
Die radiologische Beurteilung erfolgt standardisiert (Lung-RADS). Bei auffälligen Befunden folgen definierte Abklärungsuntersuchungen, z.B. Verlaufskontrollen oder Biopsien. Die Teilnahme am Screening sollte jährlich erfolgen, solange die Risikokriterien erfüllt sind.
Nutzen-Risiko-Abwägung
Zahlreiche randomisierte kontrollierte Studien haben gezeigt, dass LDCT-Screenings die lungenkrebsspezifische Mortalität bei Hochrisikopersonen signifikant senken können. Die NLST-Studie berichtete eine Reduktion der Lungenkrebsmortalität um 20 % im Vergleich zur einfachen Röntgenuntersuchung. Die NELSON-Studie bestätigte diese Ergebnisse mit einer ähnlichen Reduktion bei Männern und einer noch höheren Reduktion bei Frauen. Diese Studien belegen, dass durch LDCT-Screenings Lungenkarzinome häufiger in frühen, potenziell heilbaren Stadien erkannt werden, was die Chancen auf eine kurative Behandlung erhöht.
Trotz der nachgewiesenen Vorteile sind auch potenzielle Risiken zu berücksichtigen. Falsch-positive Befunde können psychischen Stress verursachen und zu unnötigen diagnostischen Eingriffen führen. Ein weiteres Risiko ist die Überdiagnose, also die Erkennung von Tumoren, die ohne Screening nie klinisch relevant geworden wären. Die Strahlenexposition durch wiederholte LDCT-Untersuchungen ist ebenfalls ein Risiko. Obwohl die Dosis bei LDCT deutlich geringer ist als bei konventionellen CTs, kann die kumulative Strahlenbelastung bei jährlichen Untersuchungen über mehrere Jahre hinweg nicht vernachlässigt werden.
Insgesamt überwiegt bei korrekt ausgewählten Risikopersonen der Nutzen des LDCT-Screenings die potenziellen Risiken. Eine fundierte ärztliche Aufklärung vor der Teilnahme ist daher essenziell, um eine informierte Entscheidung zu ermöglichen.
Literatur
- S3-Leitlinie Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms, Version 4.0, 04/2025
Quellen
- ↑ IQWIG; Erstellung einer Versicherteninformation zum Lungenkrebsscreening mittels Niedrigdosis-Computertomografie; Stand: 28.02.2025 I