Calman-Gap
nach dem schottischen Arzt Sir Kenneth Calman (*1941)
Synonym: Calman Gap
Englisch: Calman gap
Definition
Calman-Gap bezeichnet die Lücke ("Gap"), die entsteht, wenn die Erwartungen einer Person nicht mit der tatsächlichen Lebenssituation übereinstimmen. Das Konzept wurde 1984 von Sir Kenneth Calman eingeführt.
Hintergrund
Das Calman-Gap dient als Modell zur Erfassung und Analyse der Lebensqualität. Nach Calman ist die Lebensqualität umso geringer, je größer die Differenz zwischen den Erwartungen und der Realität ist. Dabei kann sowohl eine Verbesserung des Ist-Zustands als auch eine Anpassung der Erwartungen zur Steigerung der Lebensqualität beitragen.
Das Konzept des Calman-Gap zeigt, dass Lebensqualität ein dynamischer, lebenslanger Anpassungsprozess ist. Menschen haben im Verlauf ihres Lebens unterschiedliche Erwartungen, etwa in Bezug auf Beruf, Gesundheit oder sozialen Wohlstand.
Bedeutung in der Palliativmedizin
In der Palliativmedizin ist die Anwendung des Calman-Gap-Modells besonders wichtig. Bei schweren Erkrankungen kann die Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität sehr groß sein. Daher sollte medizinisches Personal die Patienten gezielt durch Aufklärung und Gespräche sowie ggf. psychologische Unterstützung begleiten. Eine realistische Prognose über den Krankheitsverlauf hilft, Erwartungen anzupassen. Des Weiteren kann eine adäquate Schmerztherapie und symptomatische Behandlung anderer Beschwerden entscheidend zum Wohlbefinden des Patienten beitragen.
Trotz schwerer funktionaler Einschränkungen berichten einige Patienten über eine unerwartet hohe Lebensqualität. Dieses Phänomen wird als Zufriedenheitsparadox bezeichnet und weist darauf hin, dass die individuell empfundene Lebensqualität oft unabhängig von der gesundheitsbezogenen Funktionalität ist.
Quelle
- Gerhard et al., Praxiswissen Palliativmedizin, 2., aktualisierte Auflage, Georg Thieme Verlag, 2023