Abformung (Zahnmedizin)
Synonym: Abdruck
Definition
Die Abformung ist das Erstellen einer möglichst exakten Negativform intraoraler Strukturen mithilfe plastischer Abformmaterialien. Sie dient der Anfertigung eines Modells und somit einer Kopie der intraoralen Situation des Patienten.
Im erweiterten Sinn handelt es sich auch bei der digitalen Erfassung von Mundstrukturen mittels eines Intraoralscanners um eine Abformung.
Konventionelle Abformung
Die konventionelle Abformung wird mit einem Abformlöffel und unterschiedlichen Abformmaterialien angefertigt. Dadurch entsteht ein Negativ des Kiefers, welches in der weiteren Verarbeitung zu einem Modell gegossen wird. Je nach Anwendung ist zusätzlich ein Bissregistrat mittels Gesichtsbogen oder Wachsbiss notwendig.
| Einzeitige Abformung | Zweizeitige Abformung | |
|---|---|---|
| Einphasig |
|
- |
| Zweiphasig |
Einphasige Abformungen werden mit einem einzigen Abformwerkstoff (z.B. Alginat) durchgeführt, während zweiphasige Abformungen in der Regel zusätzlich einen weniger viskösen Abformwerkstoff enthalten. Dies dient unter anderem der besseren Erfassung und Umfließung von Präparationsgrenzen, was vorteilhaft bei der späteren Erstellung eines Meistermodells sein kann.
Digitale Abformung
Die digitale Abformung erfolgt entweder direkt mit einem Intraoralscanner oder indirekt mit einem Modellscanner. Die erhaltenen 3D-Scans können direkt weiterverarbeitet, versendet oder mit einem 3D-Drucker in ein physisches Modell überführt werden.
Direkte digitale Abformungen werden durch den Patienten meist als angenehmer wahrgenommen, da der Würgereiz reduziert werden kann. Hard- und Software der Intraoralscanner werden fortlaufend weiterentwickelt, wodurch sich diese Methoden zunehmend etablieren.
Anwendung
Beispiele für die Anwendung von Abformungen sind:
- Rekonstruktive Zahnmedizin: Abformung der Gebisssituation zur weiteren diagnostischen Planung ("Wax-up") und Herstellung von Zahnersatz
- Kieferorthopädie: Aufnahme der Gebisssituation zur kieferorthopädischen Modellanalyse und Verlaufskontrolle, direkte digitale Planungen (Aligner-Therapie), Herstellung von kieferorthopädischen Apparaturen
- Oralchirurgie: Planung von Implantaten, Herstellung von Bohrschablonen
- Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie: konventionelle oder digitale Modellchirurgie bei orthognather Chirurgie
Literatur
- Memorix Zahnmedizin. Weber T, ed. 5., unveränderte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2017
- Kieferorthopädie. Sander F, Schwenzer N, Ehrenfeld M, ed. 2. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2011
- Checklisten Zahnmedizin: Kieferorthopädie. Harzer W, ed. 2. unveränderte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2021
- Fleming P, Marinho V, Johal A. Orthodontic measurements on digital study models compared with plaster models: a systematic review. Orthod Craniofac Res. 2011 Feb;14(1):1–16
- Means CR, Flenniken IE. Gagging—a problem in prosthetic dentistry. J Prosthet Dent. 1970 Jun;23(6):614–20
- Conny DJ, Tedesco LA. The gagging problem in prosthodontic treatment. Part I: Description and causes. J Prosthet Dent. 1983 May;49(5):601–6. workflows: a cost/time analysis. Clin Oral Implants Res. 2015 Dec;26(12):1430–5
- Joda T, Lenherr P, Dedem P, Kovaltschuk I, Bragger U, Zitzmann NU. Time efficiency, difficulty, and operator’s preference comparing digital and conventional implant impressions: a randomized controlled trial. Clin Oral Implants Res. 2017 Oct;28(10):1318–23
- Zahnärztliche Propädeutik. Einführung in die Zahnheilkunde. Hans- Jürgen Wenz, Elmar Hellwig, Klaus M. Lehmann, 14. Auflage. Deutscher Zahnärzte Verlag; 2018