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Tumoranämie

Englisch: tumor anemia

1. Definition

Als Tumoranämie wird eine Form der Anämie bezeichnet, die in Zusammenhang mit einem Malignom auftritt.

2. Ätiopathogenese

Eine Tumoranämie entsteht häufig im Rahmen einer malignen Erkrankung als paraneoplastisches Syndrom. Dabei kommt es durch verschiedene durch den Tumor induzierte pathophysiologische Prozesse zu einer Verwertungsstörung des Eisens und zu einer Hemmung der Hämatopoese. Weiterhin kann ein maligner Prozess das Knochenmark selbst infiltrieren und so durch Verdrängungseffekte die Hämatopoese beeinträchtigen. Ähnliche Prozesse können zu einer Anämie im Rahmen chronisch-entzündlicher Erkrankungen führen.

Weiterhin kann eine Tumoranämie als Folge einer Behandlung mit Zytostatika oder Strahlentherapie entstehen.

3. Symptomatik

Eine Tumoranämie führt zu unspezifischen Symptomen mit Abnahme der Leistungsfähigkeit und Müdigkeit. Die Lebensqualität von Tumorpatienten wird hierdurch eingeschränkt. Als therapeutisch relevante Konsequenz können Therapien aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes und erhöhten Komplikationsrisiken nicht in vollem Ausmaß durchgeführt werden.

4. Diagnostik

Die Tumoranämie ist in der Regel normochrom und normozytär (siehe: MCH, MCV). Es kommt allenfalls zu einer leichten Hypochromie und Mikrozytose.

Wichtig ist die Bewertung der Erythrozytenindices, um einen alimentären Mangel an Folsäure, Eisen und Vitamin B12 auszuschliessen.

Als Ausdruck einer Eisenverwertungsstörung bei gefüllten Eisenspeichern gelten ein erhöhter Ferritinwert und ein erniedrigter Transferrinwert, die bei der Tumoranämie regelmäßig nachweisbar sind.

5. Therapie

Die Therapie der Tumoranämien ist symptomatisch und supportiv.

Alimentäre Ursachen einer Anämie, die die Tumoranämie verschlechtern können, müssen optimal therapiert und supplementiert werden. Als symptomatische Maßnahme zur Besserung der Anämie kommen prinzipiell Bluttransfusionen und die Gabe von Erythropoetin in Frage.

Bei therapieinduzierten Formen der Tumoranämie kommt Erythropoetin bis zum Erreichen eines Hb-Werts von 12 mg/dl (Blutbild) zum Einsatz. Bei Tumoranämien anderer Ursache wird der Einsatz von Erythropoetin zwar praktiziert, mittlerweile (2007) jedoch kritisch gesehen. In den USA hat die FDA Ende 2007 den Indikationsbereich für Erythropoetin bei Tumoranämien weit eingeschränkt, da Erythropoetin das Tumorwachstum fördern kann.

Daher werden bei nicht-therapieinduzierten Tumoranämien zunehmend Bluttransfusionen zur Stabilisierung des Hb-Werts eingesetzt. Eine abschliessende Bewertung des Nutzen-Risiko-Profils bleibt abzuwarten.

Als Auswirkung der symptomatischen Therapie kommt es zu einer Verbesserung der Lebensqualität, jedoch nicht zu einer Verbesserung der Gesamtprognose.

6. Weblinks

Neue Einschränkungen für EPO-Therapie bei Tumoranämie - Newsmeldung dem Deutschen Ärzteblatt

Stichworte: Anämie, D63, Tumor
Fachgebiete: Onkologie

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