Filarie
Englisch: filaria
Definition
Als Filarien bezeichnet man eine Überfamilie der Nematoden (Fadenwürmer). Die überwiegend in den tropischen und subtropischen Regionen vorkommenden Parasiten lösen sogennante Filariosen aus.
Systematik
- Stamm: Fadenwürmer (Nematoda)
Arten
Von den acht humanpathogenen Arten sind v.a. Wuchereria bancrofti, Brugia malayi, Onchocerca volvulus und Loa Loa für den Großteil der schweren Filariosen verantwortlich. Weltweit sind ca. 170 Millionen Menschen infiziert.[1]
Art | Periodizität | Vorkommen | Vektor | Lokalisation der adulten Würmer | Lokalisation der Mikrofilarien | Scheide |
---|---|---|---|---|---|---|
Wuchereria bancrofti | nächtlich | Südamerika, Afrika, Südasien, Papua-Neuguinea, China, Indonesien | Culex, Anopheles (Stechmücken) | Lymphsystem | Blut | + |
subperiodisch | östlicher Pazifik | Aedes (Stechmücken) | ||||
Brugia malayi | nächtlich | Südostasien, Indonesien, Indien | Mansonia, Anopheles (Stechmücken) | |||
subperiodisch | Indonesien, Südostasien | Coquillettidia, Mansonia (Stechmücken) | ||||
Brugia timori | nächtlich | Indonesien | Anopheles (Stechmücken) | |||
Loa Loa | tagsüber | West-, Zentrafrika | Chrysops (Bremsen) | Subkutangewebe | ||
Onchocerca volvulus | keine | Süd-, Zentralamerika, Afrika | Simulium (Kriebelmücken) | Haut, Auge | - | |
Mansonella ozzardi | keine | Süd-, Zentralamerika | Culicoides (Mücken) | keine spezifische | Blut | |
Karibik | Simulium (Kriebelmücken) | |||||
Mansonella perstans | keine | Süd-, Zentralamerika, Afrika | Culicoides (Mücken) | Seröse Höhlen, Mesenterium, perirenales Gewebe | ||
Mansonella streptocerca | keine | West-, Zentralafrika | Culicoides | Subkutangewebe |
Merkmale
Die infektiösen Larvenstadien der Filarien werden durch Stechmückenarten und andere Arthropoden auf den Menschen übertragen, die adulten Würmer (Makrofilarien) leben im lymphatischen oder subkutanen Gewebe. Dort produzieren sie Mikrofilarien, die 200-320 µm lang und 5-7 µm breit sind und ggf. eine Scheide tragen. Mikrofilarien zirkulieren im Blut oder im subkutanen Gewebe zeigen z.T. eine periodische Nachweisbarkeit im Blut (Periodizität). Anschließend werden sie von einem Vektor aufgenommen und entwickeln sich innerhalb von 1-2 Wochen zu infektiösen Larven.
Adulte Würmer überleben mehrere Jahre, Mikrofilarien nur 3-36 Monate. Des Weiteren besitzen alle Entwicklungsstadien von Brugia, Wuchereria, Mansonella und Onchocerca intrazellulär den bakteriellen Endosymbionten Wolbachia.
Klinik
Krankheitsbilder
Normalerweise kommt es nur durch wiederholte bzw. chronische Exposition gegenüber infektiösen Larven zu Infektionen. Die Filariose verläuft dabei als chronische Erkrankung mit möglichen Spätfolgen, wobei die Symptome bei Reisenden im Vergleich zu Bewohnern eines Endemiegebiets akuter verlaufen.
Man unterscheidet folgende Krankheitsbilder:
- lymphatische Filariose (Wucheria bancrofti, Brugia malayi, Brugia timori)
- tropische pulmonale Eosinophilie (Wucheria bancrofti, Brugia malayi, Brugia timori)
- Onchozerkose (Onchocercus volvulus)
- Loiasis (Loa Loa)
- Streptozerkase (Mansonella streptocerca)
- Mansonella-perstans-Infektion
- Mansonella-ozzardi-Infektionen
Ein ähnliches Krankheitsbild stellt die Dracunculiasis dar, die durch den verwandten Medinawurm (Dracunculus medinensis) hervorgerufen wird.
Zoonose
Bei Tieren können neben Brugia- und Onchocerca-Arten (Hunden, Katzen und Waschbären) auch Dirofilarien (kleine Säugetiere) zu Infektionen führen. Dabei kann es akzidentiell auch zur Infektion des Menschen kommen (Zoonose), wobei der Mensch einen Fehlwirt darstellt, sodass die Parasiten sich nicht vollständig weiterentwickeln.
Beispielsweise führt eine pulmonale Infektion mit dem Hundeherzwurm Dirofilaria immitis zu einem solitären pulmonalen Rundherd, selten zu Brustschmerzen, Hämoptysen und Husten. Infektionen mit Dirofilaria repens (Hund) oder Dirofilaria tenuis (Waschbär) können zu subkutanen Knoten führen. Zoonotische Infektionen mit Brugia-Arten lösen z.T. isolierte Lymphknotenvergrößerungen, zoonotische Onchozerkosen (v.a. Onchocerca lupi) subkonjunktivale Raumforderungen aus. Normalerweise sind die eosinophilen Granulozyten sowie Filarien-Antikörper nicht erhöht. Diagnostisch und therapeutisch wird eine Exzision durchgeführt, da eine medikamentöse Therapie i.d.R. wirkungslos ist.
Diagnostik
Filarien | Erkrankungen | Serologie | Direktnachweis |
---|---|---|---|
Wucheria bancrofti | Lymphangitis Lymphadenitis Elephantiasis |
Keine speziesspezifische Serodiagnostik verfügbar. Tests für gruppenspez. Antikörper: | Dicker Tropfen: Abnahme zwischen 23 Uhr und 2 Uhr am erfolgreichsten (Periodizität der Parasitämie) oder Stimulation der Mikrofilarämie durch orale Gabe von 100 mg Diäthylcarbamazepin |
Loa-loa |
Gewebsparasit, der Bindegewebe und Konjunktiven befällt |
Dicker Tropfen | |
Onchocerca volvulus |
Flußblindheit |
Hautbiopsie von suspektem Bereich in physiologische Kochsalzlösung geben |
Quellen
- ↑ Suttorp et al. Harrisons Innere Medizin, 2020 ABW Wissenschaftsverlag