Thalamus
von altgriechisch: θάλαμος ("thalamos") - Schlafgemach
Synonym: Thalamus opticus, Thalamus dorsalis, Sehhügel
Englisch: thalamus
Definition
Der Thalamus bildet den größten Teil des Diencephalons. Er setzt sich aus vielen Kerngebieten zusammen, die eine besonders starke Verbindung zum gesamten Großhirnkortex aufweisen. Um sich der sensibel-sensorischen Informationen bewusst zu werden, müssen alle aufsteigenden Bahnen – mit Ausnahme der Riechbahn – auf ihrem Weg zum Cortex vorher im Thalamus verschaltet werden. Er wird deshalb oft als "Tor zum Bewusstsein" bezeichnet.
Anatomie
Der Thalamus besteht aus zwei taubeneigroßen Hälften, die jeweils nach medial an den III. Ventrikel und nach lateral an die Capsula interna grenzen. Linker und rechter Thalamus werden meistens durch die Adhaesio interthalamica miteinander verbunden.
Der Thalamus setzt sich aus mehr als 100 Kerngebieten – so genannten Nuclei – zusammen. Obwohl etwas umstritten, werden die Thalamuskerne entsprechend ihrer Verbindung zum Cortex in zwei Gruppen unterteilt:
Spezifische Thalamuskerne
Die spezifischen Thalamuskerne sind afferent und efferent mit ziemlich klar abgrenzbaren Bereichen der Großhirnrinde verbunden. In ihrer Gesamtheit werden sie deshalb auch als Palliothalamus bezeichnet. Sie erhalten sensible und sensorische Impulse aus der Peripherie und leiten diese nach Umschaltung an die Großhirnrinde weiter.
Wichtige spezifische Kerne sind die:
- Nucleus ventralis anterolateralis – verarbeitet motorische Signale
- Nucleus ventralis anterior (VA)
- Nuclei ventrales laterales (VL)
- Nucleus ventralis posterior – Umschaltstelle sensibler Signale für die Tiefensensibilität und den Tastsinn
- Nuclei anteriores thalami – wichtig für Funktionen des limbischen Systems
- Nuclei mediales thalami – wichtig für höhere kognitive Fähigkeiten
- Corpus geniculatum laterale – wichtige Schaltstelle der Sehbahn
- Corpus geniculatum mediale – wichtige Schaltstelle der Hörbahn
- Pulvinar – wichtig für Wahrnehmung, Gedächtnis, Sprache und Erkennung
Unspezifische Thalamuskerne
Die unspezifischen Thalamuskerne haben keine oder ganz schwache direkte Verbindung zur Großhirnrinde. Sie erhalten Informationen aus der Formatio reticularis, aus dem Cerebellum und aus den Basalganglien und sind efferent mit den Basalganglien und den spezifischen Thalamuskernen verbunden. In ihrer Gesamtheit werden sie deshalb auch als Truncothalamus zusammengefasst.
Wichtige unspezifische Kerne sind die:
- Nuclei intralaminares – wichtig für die Steuerung des Bewusstseinszustands mit Nucleus centromedianus
- Nuclei mediani – sind eng mit dem olfaktorischen und limbischen System verbunden
Blutversorgung
Der Thalamus wird durch die Arteria thalamoperforans anterior und posterior sowie die Arteriae centrales anterolaterales und den Ramus thalamogeniculatus versorgt.
Histologie
Klinik
Eine Schädigung des Thalamus betrifft vor allem die kontralaterale Körperseite und zeigt Störungen folgender Art:
- Sensibilitätsausfall
- Hemiparese
- Ataxie
- Hemianopsie
- Bewusstseinstrübung
- gestörte Aufmerksamkeit
- Schmerzsyndrom ("Thalamusschmerz")
- Persönlichkeitsveränderungen
- Affektlabilität durch Schädigung der vorderen Thalamuskeme (VA).
Die typischen Symptomkonstellationen bezeichnet man auch als Thalamussyndrom.