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Talus

von lateinisch: talus - Fußknöchel, Würfel
Synonyme: Sprungbein, Rollbein, Astragalus (obsolet)
Englisch: talus, ankle bone

1. Definition

Der Talus ist ein Knochen des Fußskeletts, der zur proximalen Reihe der Fußwurzelknochen gehört.

2. Anatomie

2.1. Überblick

Der Talus ist ein bikonvex geformter Knochen von gedrungener Gestalt. Seine Oberfläche ist zu einem hohen Prozentsatz von Knorpel bedeckt. Der Knochen lässt sich nach seinem Aspekt in verschiedene Abschnitte gliedern:

2.2. Corpus tali

Das Corpus tali weist an seiner Facies superior eine prominente Gelenkrolle aus hyalinem Knorpel auf, die Trochlea tali. Sie korrespondiert mit der Facies articularis inferior der Tibia und ist in der Frontalebene zur Mitte hin leicht eingedellt, was der Vorwölbung der unteren Schienbeingelenkfläche entspricht und das Gelenk stabilisiert.

Die laterale Fläche des Corpus tali wird von einer dreieckigen Knorpelfläche eingenommen, der Facies malleolaris lateralis. Sie steht in Kontakt zum Malleolus lateralis der Fibula. An ihrem vorderen Rand inseriert das Ligamentum talofibulare anterius.

Die mediale Fläche zeichnet sich durch die birnenförmige Facies malleolaris medialis aus, die mit dem Malleolus medialis der Tibia korrespondiert. Inferior der Knorpelfläche befindet sich eine raue Vertiefung, in welcher der tiefe Anteil des Ligamentum deltoideum in den Talus einstrahlt.

Diese drei kontinuierlich ineinander übergehenden Gelenkflächen bilden gemeinsam mit der Gelenkgabel der Tibia und der Fibula das obere Sprunggelenk (Articulatio talocruralis). Da die Trochlea anterior etwas breiter ist als die Malleolengabel, wird sie im Stand durch das Körpergewicht unter Spannung der tibiofibularen Syndesmose sicher eingefasst. Dadurch wird die Gelenkstabilität deutlich erhöht. Im posterioren Abschnitt wird die Trochlea schmaler. Bei einer Beugung des Fußes hat das obere Sprunggelenk deshalb mehr Spiel.

Die Facies inferior des Corpus tali trägt die tief konkave Gelenkfläche zum Calcaneus, die Facies articularis calcanea posterior. Sie bildet den hinteren Abschnitt des unteren Sprunggelenks (Articulatio subtalaris). Die Knorpelfläche hat eine ovale Form und verläuft in einem Winkel von etwa 45° zur Längsachse des Talus.

Über die Rückfläche (Facies posterior) des Talus läuft eine Vertiefung für die Sehne des Musculus flexor hallucis longus schräg nach unten und medial, der Sulcus tendinis musculi flexoris hallucis longi. Lateral des Sulcus tritt ein Knochenvorsprung hervor, der Processus posterior tali, der auch als Tuberculum laterale bezeichnet wird. Manchmal ist dieser Vorsprung auch als separater Knochen angelegt (siehe unten). Medial des Sulcus befindet sich ein kleineres Tuberculum mediale.

2.3. Collum tali

Der Halsteil des Talus (Collum tali) ist die eingezogene Knochenportion, die den Taluskörper mit dem Taluskopf verbindet. Er wird durch den tiefen Sulcus tali vom Corpus getrennt und ist nach anterior und medial gerichtet. Der Sulcus tali separiert die vorderen Gelenkflächen von der Facies articularis calcanea posterior. Die Furche wird durch eine entsprechende Rinne im Calcaneus (Sulcus calcanei) vorn lateralwärts zu einem Kanal (Sinus tarsi) ergänzt, der das Ligamentum talocalcaneum interosseum führt.

Die obere und mediale Seite des Collum tali sind rau und dienen als Ansatz für Bänder. Die laterale Oberfläche ist glatt und konkav und bildet die seitliche Fortsetzung des Sulcus tali. An der Unterfläche des Collum tali findet sich die Facies articularis calcanea media, die am vorderen unteren Sprunggelenk (Articulatio talocalcaneonavicularis) beteiligt ist. Sie wird in einigen Lehrbüchern aber auch als Teil des Corpus tali geführt.

2.4. Caput tali

Der Taluskopf ist ebenfalls nach vorne und medial ausgerichtet. Er trägt die Facies articularis calcanea anterior, die ebenfalls mit dem Calcaneus in gelenkiger Verbindung steht, und die nach vorne gerichtete Facies articularis navicularis zum Os naviculare. Zwischen den beiden Gelenkflächen liegt eine dreieckige Knochenfacette, die an das überknorpelte Ligamentum calcaneonaviculare plantare grenzt. Alle genannten Knorpelflächen sind Teil des vorderen unteren Sprunggelenks.

Gelenkflächen des Talus
...mit der Malleolengabel Trochlea tali
Facies malleolaris lateralis
Facies malleolaris medialis
...mit dem Calcaneus Facies articularis calcanea anterior
Facies articularis calcanea media
Facies articularis calcanea posterior
...mit dem Os naviculare Facies articularis navicularis

3. Funktionelle Anatomie

Am Talus sind keine Ursprungs- oder Ansatzflächen für Muskeln vorhanden, dafür aber ausgedehnte Knorpelareale. Somit kann der Talus mit einem knöchernen Meniskus im Verband des oberen und unteren Sprunggelenks verglichen werden.

Als höchstgelegener Knochen des Fußskeletts obliegt es dem Talus, im Stehen und Gehen durch das Körpergewicht einwirkende Kräfte auf das Fußgewölbe zu übertragen. Der Talus stellt somit die Vermittlung zwischen der Statik des Unterschenkels und der Fußdynamik her. Daher sind an Form und Funktion des Talus besondere funktionelle Anforderungen zu stellen.

4. Entwicklung

Die Entstehung eines Knochenkerns im Talus erfolgt zwischen dem 7. und 8. Fetalmonat.

5. Varietät

In Ausnahmefällen kommt ein eigenständiges Tuberculum laterale (des Processus posterior tali) vor. Dieses Knochenstück wird dann als Os trigonum bezeichnet.

6. Klinik

6.1. Fehlbildungen

Als mögliche Fehlbildungen kommen Verschmelzungen (Synostosen) unterschiedlichen Umfangs mit den Nachbarknochen vor, also dem Calcaneus oder dem Os naviculare. Man bezeichnet sie als talokalkaneare bzw. talonavikuläre Koalition.

Durch unvollständige Fusion der embryonalen Knochenkerne kann ein Talus bipartitus (Talusspalte) entstehen. Eine weitere angeborene Fehlbildung ist der Kugeltalus.

Durch Luxation des Talonavikulargelenks und des subtalaren Gelenks entsteht ein Talus obliquus bzw. Talus verticalis, der beim angeborenen Plattfuß vorkommt.

6.2. Luxation

Bei extremer Plantarflexion des Fußes im Rahmen eines Rasanztraumas kann es zu einer Talusluxation kommen. Dabei verschieben sich die Gelenkflächen im Sprunggelenk und der Talus verändert seine Lage zu den Nachbarknochen.

6.3. Frakturen

Knochenbrüche des Talus (Talusfrakturen) sind selten, da der Knochen sehr kompakt ist. Sie machen weniger als 4% aller Fußfrakturen aus. Als Ursache kommen Stürze aus großer Höhe auf die Füße in Frage, wobei dann meist auch Begleitfrakturen anderer Knochen vorliegen. Am häufigsten läuft die Frakturlinie durch das Collum des Talus. Sie werden nach Hawkins eingeteilt.

7. Podcast

FlexTalk - Bänder im Balance-Akt: Das Sprunggelenk
FlexTalk - Bänder im Balance-Akt: Das Sprunggelenk

8. Bildquelle

  • Bildquelle Podcast: © Budgeron Bach / Pexels
Fachgebiete: Untere Extremität

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21.03.2024, 08:56
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