Niesen
Synonyme: Sternutio, Sternutatio
Englisch: sneeze, sternutation
Definition
Niesen ist eine unwillkürlich ausgelöste Reflexhandlung, die zu einem massiven Ausstoß von Luft aus der Nase führt. Mit dem Luftstrom werden aufgenommene Fremdkörper sowie Staubpartikel und Nasensekret aus der Nasenhöhle ausgestoßen.
Auslösung
Der Niesreiz kann auf unterschiedliche Weise ausgelöst werden:
- durch eine lokale Reizung der Nasenschleimhaut, die zur Ausschüttung von Histamin führt. Dieses löst in den Nervenendigungen der Schleimhaut einen Reiz aus, der über afferente Fasern des Nervus trigeminus ins ZNS geleitet wird. Von hier aus wird der Niesreflex initiiert.
- durch starke Lichtreize (photischer Niesreflex)
Ablauf
Das Niesen lässt sich in verschiedene Phasen einzuteilen. In der ersten Phase verspürt man ein unangenehmes Gefühl in der Nasenregion, woraufhin man Luft einatmet. In der zweiten Phase wird der Atem angehalten, woraufhin in der dritten Phase die Atem- und Atemhilfsmuskulatur sich gleichzeitig sehr schnell kontrahieren und dadurch den schnellen Ausstrom von Luft hervorrufen.
Während des Niesens wird der Mundraum gegenüber dem Nasopharynx durch Senkung des weichen Gaumens und Hebung des hinteren Zungendrittels verschlossen. Dadurch wird der Luftstrom fast ausschließlich über die Nase kanalisiert.
Funktion
Niesen dient der Erzeugung einer starken, turbulenten Luftströmung, die Nasensekret sowie Staub und Fremdkörper aus der Nasenhöhle entfernt.
Klinik
Niesen ist ein typisches Symptom oberer Atemwegsinfekte. Auslöser sind meist Rhinoviren, welche die Nasenschleimhaut befallen und lokale Entzündungsreaktionen auslösen. Bei Allergien ist Niesen ebenfalls oft ein Begleitsymptom. Hier werden Partikel, die bei normaler Menge nicht zu einem Niesreflex führen würden (z.B. Pollen), vom Immunsystem als Allergene erkannt. Das Niesen ist auch hier ein Versuch des Körpers, die Fremdkörper auszustoßen, was gemessen an der Größe der Partikel nicht notwendig wäre.
Infektiologie
Im Rahmen von Infektionskrankheiten ist Niesen ein wichtiger Mechanismus für die Erregerübertragung. Niesen erzeugt eine turbulente Gaswolke, die Tausende kleiner Tröpfchen und Tröpfchenkerne enthält. Sie kann sich im Extremfall über bis zu 8 Metern ausbreiten. Das in der Gaswolke herrschende Mikroklima schützt dabei die Tröpfchen vor schneller Austrocknung. Werden Partikel aus dieser Gaswolke von einer anderen Person eingeatmet, kann das zu einer Tröpfcheninfektion bzw. einer aerogenen Infektion führen.