Nervus mentalis
von lateinisch: mentum - Kinn
Synonym: Kinnnerv
Englisch: mental nerve
Definition
Der Nervus mentalis ist ein sensibler Endast des Nervus alveolaris inferior aus dem Nervus mandibularis (V3), der die Haut im Bereich des Kinns und die Unterlippe versorgt.
Anatomie
Der Nervus mentalis tritt als Ast des Nervus alveolaris inferior aus dem Alveolarkanal des Unterkiefers durch das Foramen mentale aus. Unterhalb des Musculus depressor anguli oris spaltet er sich in drei kleine sensible Äste auf. Einer dieser Äste zieht zum Kinn, die beiden anderen ziehen zur Haut und Schleimhaut der Unterlippe bzw. zur Gingiva unterhalb der Unterkiefer-Frontzähne. Zum Teil kommunizieren sie mit den Endästen des Nervus facialis und mit den Nervenästen der Gegenseite.
Klinik
Der Nervus mentalis wird bei der Untersuchung der drei Nervenaustrittspunkte der Endäste des Nervus trigeminus im Gesicht untersucht. Eine Druckschmerzhaftigkeit der Trigeminusdruckpunkte bei der Palpation kann ein Hinweis auf pathologische Veränderungen im Verlauf des Nervus trigeminus sein.
Eine Schädigung des Nervus alveolaris inferior führt zu Sensibilitätsstörungen im Versorgungsbereich des Nervus mentalis (Hypästhesie, Parästhesie oder Anästhesie). Dieses Symptom bezeichnet man auch als Vincent-Symptom bzw. im angelsächsischen Sprachraum als Numb-Chin-Syndrom (NCS).
Lokalanästhesie
Der Nervus mentalis kann durch die Injektion eines Lokalanästhetikums im Bereich des Foramen mentale ausgeschaltet werden, zum Beispiel zur Versorgung von Risswunden der Unterlippe. Die Anästesie ermöglicht auch die Ausschaltung des Nervus incisivus und damit zahnärztliche Eingriffe an den vorderen Prämolaren sowie den Eckzähnen und Frontzähnen des Unterkiefers. Bei letzteren ist allerdings mit einer Restsensibilität durch den kontralateralen Nerven zu rechnen.