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Wells-Score

Dr. med. Joanna Krist
Student/in der Humanmedizin
Dr. Frank Antwerpes
Arzt | Ärztin
Angelika Hess
Student/in der Humanmedizin
Dr. med. Norbert Ostendorf
Arzt | Ärztin
Michel Voss
Arzt | Ärztin
Jan-Lukas Braunschmidt
Arzt | Ärztin
Dr. med. Linnea Mathies
Arzt | Ärztin
Emrah Hircin
Arzt | Ärztin
Dr. med. Joanna Krist, Dr. Frank Antwerpes + 7

nach Philip S. Wells

Definition

Der Begriff Wells-Score wird für zwei unterschiedliche medizinische klinische Assessmentverfahren verwendet. Sie basieren auf klinischen und anamnestischen Gesichtspunkten und können somit vor weiteren diagnostischen Verfahren bestimmt werden.

Wells-Score bei Lungenembolie

Hier dient der Wells-Score als klinisches Assessment zur Abschätzung der Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Lungenembolie.[1]

KriteriumPunktzahl (Wells I)Vereinfachte Punktzahl (Wells II)
Klinische Zeichen für eine tiefe Beinvenenthrombose31
Andere Diagnosen sind unwahrscheinlich31
Herzfrequenz > 100/min1,51
Immobilisation > 3 Tage oder OP vor weniger als 4 Wochen1,51
Frühere Lungenembolie oder tiefe Beinvenenthrombose1,51
Hämoptyse11
Neoplasie11

Beurteilung

Wells-I-Score

  • < 2 Punkte: geringe Wahrscheinlichkeit
  • 2-6 Punkte: mittlere Wahrscheinlichkeit
  • ≥ 7 Punkte: hohe Wahrscheinlichkeit

Wells-II-Score

  • 0-1 Punkt: Lungenembolie unwahrscheinlich
  • ≥ 2 Punkte: Lungenembolie wahrscheinlich

Aussagekraft

Der Score gibt die Vortestwahrscheinlichkeit an, womit alle weiteren Tests besser beurteilt werden können.

Anwendungsbeispiel

Wenn ein Testverfahren, zum Beispiel eine Lungenszintigraphie negativ ist, der Wells-Score aber hoch, so ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Test falsch negativ ist. In diesem Fall sollten spezifischere Tests angeschlossen werden, zum Beispiel eine Thorax-Multislice-CT oder Pulmonalisangiographie. Je weniger spezifisch der jeweilige Test ist, desto mehr Gewicht kann der Vortestwahrscheinlichkeit beigemessen werden.

Zum Ausschluss einer Lungenembolie eignet sich der Score in Verbindung mit einer D-Dimer-Bestimmung, die eine sehr hohe Sensitivität besitzt. Bei einem Score <4 und negativen D-Dimeren kann eine Lungenembolie ausgeschlossen werden und weitere teure und invasive Untersuchungen sind nicht mehr nötig.

Wells-Score bei tiefer Beinvenenthrombose

Ein weiterer Wells-Score dient als klinisches Assessment zur Abschätzung der Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer tiefen Beinvenenthrombose (TVT).

KriteriumPunktzahl
Vorliegen einer aktiven malignen Tumorerkrankung (oder in den letzten 6 Monaten behandelt)1
Umfangsdifferenz des Unterschenkels > 3 cm im Seitenvergleich, 10 cm unterhalb der Tuberositas tibiae gemessen1
Erweiterte oberflächliche Kollateralvenen auf der betroffenen Seite (keine Varizen)1
Eindrückbares Ödem auf der betroffenen Seite1
Schwellung des gesamten Beins1
Entlang der Venen lokalisierte Schmerzen im Bein1
Paralyse, Parese oder Immobilisation der unteren Extremitäten1
Bettruhe für mehr als 3 Tage, oder größere OP in den letzten 12 Wochen1
TVT-Vorgeschichte in der Anamnese1
Andere Diagnosen genauso wahrscheinlich-2

Beurteilung

  • < 1 Punkt: geringe Wahrscheinlichkeit einer TVT
  • 1-2 Punkte: mittlere Wahrscheinlichkeit einer TVT
  • > 2 Punkte: hohe Wahrscheinlichkeit einer TVT

siehe auch: Diskussion:Wells-Score

weiterführende Diagnostik

Bei Verdacht auf Vorliegen einer TVT, d. h. mittlerer oder hoher Wahrscheinlichkeit nach Wells-Score, ist es dann sinnvoll eine Kompressions-Sonographie durchzuführen. Bei geringer Wahrscheinlichkeit im Wells-Score sollten zum Ausschluss einer TVT die D-Dimere bestimmt werden.