Urethradruckprofil
Synonyme: Urethraprofil, UPP
Englisch: urethral pressure profile, UPP
Definition
Das Urethradruckprofil, kurz UDP, ist eine urodynamische Messmethode, die den Druckverlauf entlang der Harnröhre in Ruhe und unter Belastung erfasst. Ziel ist die objektive Beurteilung der Verschlussfunktion der Harnröhre sowie die Analyse pathophysiologischer Veränderungen im Bereich des unteren Harntrakts.
Hintergrund
Die Harnröhre besitzt unter physiologischen Bedingungen einen längsgerichteten Druckgradienten, der durch den tonischen Verschlussdruck der Sphinkterregion sowie die periurethrale Gewebestruktur aufrechterhalten wird. Dieser Verschlussdruck muss höher sein als der intravesikale Druck, um Kontinenz zu gewährleisten. Veränderungen des Druckprofils, beispielsweise Druckabfälle oder Abflachungen, können Hinweise auf funktionelle oder strukturelle Störungen sein.
Methodik
Die konventionelle Untersuchung erfolgt mittels eines Katheters, der mit seitlich angebrachten Sensoren die Druckwerte entlang der Harnröhre misst. Die Untersuchung erfolgt in Rückenlage mit gefüllter Blase. Der Katheter zunächst in die Harnröhre eingeführt und dann während der Messung langsam (1–2 mm/s) durch die Harnröhre zurückgezogen.
Messparameter sind u.a. der maximale urethrale Verschlussdruck (MUCP) und die Länge der funktionellen Harnröhre.
Eine Variante sind flüssigkeitsperfundierte Systeme, bei denen über seitliche Öffnungen des Katheters kontinuierlich Flüssigkeit abgegeben wird. Die Druckübertragung erfolgt über den Flüssigkeitsstrom zum externen Druckaufnehmer.
Darüber hinaus ist die Messung mit einem direkt messenden Drucksensor (Mikrotransducer) an der Katheterspitze möglich (Mikrotip-Katheter).
Indikationen
Indikationen für die Messung eines Urethradruckprofils sind u.a.
- Abklärung der weiblichen Stressharninkontinenz
- Differenzierung zwischen Urethralinsuffizienz und Blasenfunktionsstörungen
- Beurteilung der Sphinkterfunktion bei neurogener Inkontinenz
- Operationsplanung (z.B. vor Inkontinenzchirurgie)
- Verlaufskontrolle nach operativen Eingriffen am unteren Harntrakt
Interpretation
Normale Urethradruckprofile zeigen einen charakteristischen Druckanstieg im Bereich des externen Harnröhrensphinkters. Pathologische Befunde sind:
- Niedriger Verschlussdruck: Hinweis auf Sphinkterinsuffizienz
- Kurze funktionelle Urethra: Kann auf insuffiziente Gewebeverhältnisse oder operative Veränderungen zurückzuführen sein.
- Flache Druckkurven: Deuten auf ein generelles Fehlen eines wirksamen Verschlussmechanismus hin.
Limitationen
Die Aussagekraft des Urethradruckprofils ist begrenzt, da die Methode stark von der Technik, dem Kathetertyp, dem Füllungszustand der Blase und der Mitarbeit der Patienten abhängt. Reproduzierbarkeit und klinische Korrelation sind nicht in allen Fällen eindeutig. Daher wird die Methode meist in Kombination mit anderen urodynamischen Verfahren angewandt.
Literatur
- Schultz-Lampel et al., Urodynamik. Lehrbuch des Arbeitskreises Urologische Funktionsdiagnostik und Urologie der Frau, 3. Auflage, Springer