S3-Leitlinie
Definition
Eine S3-Leitlinie ist die höchste Stufe der evidenzbasierten medizinischen Leitlinien in Deutschland. Sie basiert auf der Klassifikation der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S3-Leitlinien zeichnen sich durch eine umfassende systematische Literaturrecherche und -bewertung (Evidence-based Medicine) sowie einen strukturierten Konsensfindungsprozess (z.B. Delphi-Verfahren, Nominaler Gruppenprozess) aus.
Charakteristika
- Enthält systematisch recherchierte und bewertete wissenschaftliche Evidenz.
- Involviert ein strukturiertes Konsensverfahren unter Einbeziehung aller relevanten Fachgesellschaften und gegebenenfalls weiterer Interessengruppen (z.B. Patientenvertreter).
- Ist verbindlicher und umfassender als S1- (Expertenkonsens ohne systematische Recherche) und S2-Leitlinien (S2k = strukturierter Konsens, S2e = systematische Recherche ohne strukturierten Konsens).
Bedeutung
S3-Leitlinien haben eine hohe Relevanz für die standardisierte Patientenversorgung, klinische Entscheidungsfindung, Qualitätssicherung sowie für medizinisch-rechtliche Fragestellungen. Sie bieten Handlungsempfehlungen, die den aktuellen Stand der Wissenschaft mit klinischer Expertise verbinden.
Beispiel
Die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes ist eine S3-Leitlinie, die umfangreiche Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Betreuung von Menschen mit Typ-2-Diabetes enthält.
Literatur
- AWMF‑Regelwerk: Stufenklassifikation nach Systematik, abgerufen am 11.07.2025
- AWMF. Nationale VersorgungsLeitlinie Typ‑2‑Diabetes. Registernummer nvl‑001, gültig bis 14.05.2028, abgerufen am 11.07.2025