Rundläuferpresse
Englisch: rotary press
Definition
Die Rundläuferpresse ist eine Maschine zur großindustriellen Tablettenherstellung.
Aufbau und Funktionsweise
Eine Rundläuferpresse besteht aus einem runden Tisch, auf welchem mehrere Pressstationen (in der Regel 4-5) montiert sind. Auf der Kreisbahn befinden sich etwa 40 bis 80 Matrizen, also Formen für die späteren Tabletten, die jeweils als Ober- und Unterstempel vorliegen. Diese befinden sich in ständiger Bewegung und werden befüllt, wenn sie unter dem Füllschuh hindurchfahren. Damit das Pulver schnell genug in den Füllschuh nachfließen kann, werden bei großen Pressen Rührflügelfüllschuhe angewendet, die über einen beweglichen Rührflügel die Fließgeschwindigkeit des Pulvers erhöhen.
Hinter dem Füllschuh befindet sich die Pressstation, die aus je zwei Kompressionsrollen ober- und unterhalb der Führungsschiene für die Matrizen besteht. Die erste Rolle führt zu einer Vorverdichtung des Pulvers, während die zweite Rolle das Pulver zu einem festen Tablettenpressling verdichtet. Die Pressstationen sind so aufgebaut, dass die Führungsschiene der Matrizen über die Kompressionsrollen verläuft und durch diese auf die andere Führungsschiene gepresst wird.
Nach der Kompression werden die Presslinge ausgeworfen.
Mess- und Regeltechnik
Moderne Rundläuferpressen sind selbstjustierend. Dies bedeutet, dass die Tabletteneigenschaften stetig von Peripheriegeräten gemessen werden. Weichen die gemessenen Werte von den eingestellten Werten zu sehr ab, so justiert die Maschine automatisch nach.
Die Messung der Werte erfolgt in einem Tablettenprüfer. Dieser misst zum Beispiel das Gewicht und die Bruchfestigkeit der Tabletten. Die Gegenregulation der Maschine kann durch Anpassung des Pressdrucks erfolgen. Erreicht sie den Toleranzbereich nicht innerhalb einer eingestellten Zeit, schaltet sie sich automatisch ab muss manuell nachjustiert werden.
Unterschiede zur Exzenterpresse
Die andere verwendete Tablettenpresse ist die Exzenterpresse. Diese unterscheidet sich von der Rundläuferpresse in einigen Gesichtspunkten:
- Pressvorgang: Während bei der Rundläuferpresse der Füllschuh fixiert ist und die Matrizen beweglich sind, ist dies bei der Exzenterpresse umgekehrt. Hierdurch ergibt sich die hohe Durchlaufzahl für die Rundläuferpresse, die bei großen Anlagen bei bis zu 1 Million Tabletten pro Stunde liegen kann. Exzenterpressen können nur bis zu 3.000 Tabletten pro Stunde produzieren.
- Unterschiede im Produkt: Das Kraft-Zeit-Diagramm für die Rudläuferpresse zeigt - im Gegensatz zu dem der Exzenterpresse - ein abgerundetes Maximum. Dies bedeutet, dass die Kraftübertragung auf das Pulver langsamer und schonender erfolgt. Auch weisen sie einen geringeren Pressdruck im Gegensatz zur Exzenterpresse auf. Aufgrund dieser Unterschiede müssen zu tablettierende Pulvermischungen für die jeweilige Presse optimiert werden, da wegen der unterschiedlichen Kraftübertragung die Kompression anders erfolgt. Eine Pulvermischung, die in einer Exzenterpresse erfolgreich zu Tabletten verpresst wird, kann unter Umständen in einer Rundläuferpresse keine oder zu brüchige Tabletten ergeben.
Anwendungen
Rundläuferpressen werden wegen ihres großen Durchsatzes vorwiegend zur Produktion großer Tablettenmengen und -chargen verwendet. Nachteilig hierbei ist, dass mit zunehmenden Durchsatz die maximale Tablettengröße sinkt, da mehr Matrizen auf dem Tisch Platz finden müssen.
Eine weitere Anwendung ist die Herstellung von Mehrschichten- und Manteltabletten. Dies sind Tabletten, die nicht aus einem, sondern aus zwei oder mehr verschiedenen Pulvern gepresst werden. Bei der Herstellung von Mehrschichtentabletten wird zunächst das erste Pulver verpresst, anschließend an einer zweiten Füllstation das zweite Pulver dazugegeben und erneut verpresst.
Bei einer Manteltablette wird der Tablettenkern in einer separaten Rundläuferpresse hergestellt und über eine Kerntransfervorrichtung auf eine zweite Presse übertragen, in welcher er - vom zweiten Pulver umgeben - erneut gepresst wird. Zu beachten ist hierbei, dass der gesamte Prozess optimiert werden muss, um den Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Pulverschichten zu gewährleisten.
Literatur
Bauer, Frömmig, Führer: Pharmazeutische Technologie. Mit Einführung in die Biopharmazie. 10. Auflage, Stuttgart 2017
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