Renfrew-Klassifikation
nach dem US-amerikanischen Radiologen Donald L. Renfrew
Englisch: Renfrew classification
Definition
Die Renfrew-Klassifikation ist die am weitesten akzeptierteste Einteilung diagnostischer Fehler in der Radiologie. Sie ordnet Wahrnehmungs- und Denkfehler sowie prozessuale und kommunikationsbezogene Fehlleistungen in klar definierte Kategorien ein und dient als Grundlage für Qualitätsmanagement und Ursachenanalyse.
Hintergrund
Die Renfrew-Klassifikation wurde 1992 von ihrem Namensgeber vorgeschlagen und 2014 durch Young W. Kim und Liem T. Mansfield erweitert.
Einteilung
| Fehlertyp | Beschreibung |
|---|---|
| Selbstzufriedenheit
(Complacency) |
Überlesen oder Fehlinterpretation; Befund erkannt, aber falscher Ursache zugeordnet |
| Fehlschluss
(Faulty Reasoning) |
Abnormität erkannt, jedoch falsche Rückschlüsse gezogen |
| Wissensdefizit
(Lack of Knowledge) |
Befund fehlgedeutet aufgrund mangelnden Wissens |
| Übersehen
(Under-reading) |
Übersehene Abnormität, retrospektiv erkennbar (häufigster Fehler) |
| Mangelhafte Kommunikation
(Poor Communication) |
Abnormität erkannt, aber unzureichend kommuniziert |
| Technik-Fehler
(Technique) |
Abnormität auch retrospektiv nicht identifizierbar wegen technischer Fehler / Artefakten |
| Voraufnahmen nicht berücksichtigt
(Prior Examination) |
Fehlender Vergleich mit vorherigen Untersuchungen |
| Unzureichende Anamnese
(History) |
Fehlende/inkorrekte klinische Information führt zum Übersehen |
| Falsche Lokalisation
(Location out of region of interest) |
Befund außerhalb des primären Suchfelds/Untersuchungsbereichs |
| Zufriedenheit nach Erstbefund
(Satisfaction of Search) |
Nach dem ersten Befundtreffer werden weitere Abnormitäten nicht mehr gesucht (zweithäufigster Fehler) |
| Komplikation (Complication) | Meist mit Interventionen assoziiert |
| Zufriedenheit mit Vorbefund
(Satisfaction of Report) |
Übermäßiges Vertrauen in Vorbefunde; Abnormität bleibt erneut unentdeckt |
Klinische Relevanz
Die Klassifikation macht Fehlermechanismen sichtbar, priorisiert Präventionsstrategien (v.a. gegen Untererkennung und Suchabbrüche) und unterstützt eine gesunde Fehlerkultur mit Fokus auf Ursachenanalyse statt Schuldzuweisung.
Literatur
- Renfrew et al. Error in Radiology: Classification and Lessons in 182 Cases Presented at a Problem Case Conference. Radiology. 1992;183(1):145-50. doi:10.1148/radiology.183.1.1549661.
- Kim und Mansfield. Fool Me Twice: Delayed Diagnoses in Radiology with Emphasis on Perpetuated Errors. AJR Am J Roentgenol. 2014;202(3):465-70. doi:10.2214/AJR.13.11493.
- Knipe et al. Errors in diagnostic radiology (classification). Reference article, Radiopaedia.org, https://doi.org/10.53347/rID-31221, zuletzt besucht 25.09.2025.