Polysulfid
Englisch: polysulfide
Definition
Polysulfide sind chemische Verbindungen, die mehrere Schwefelatome in Kettenform enthalten (–S–Sₙ–, n ≥ 2).
Hintergrund
Zu den Polysulfiden gehören Molekülketten mit drei (Trisulfide), vier (Tetrasulfide) oder mehr Schwefelatomen. Im weiteren Sinne werden auch die Disulfide zu den Polysulfiden gezählt.
Einteilung
Polysulfide können als anorganische oder organische Polysulfide vorliegen.
Anorganische Polysulfide
Diese Verbindungen enthalten Polysulfid-Anionen in einer anorganischen Struktur. Beispiele sind Natriumtrisulfid (Na₂S₃) oder Sulfo-Silicate wie Ultramarinblau (Na₈Al₆Si₆O₂₄S₄).
Organische Polysulfide
Organische Polysulfide haben die allgemeine Formel R-Sₙ-R'. R und R' stellen dabei organische Gruppen dar. Polysulfide können linear oder zyklisch aufgebaut sein. Beispiele sind Dimethyltetrasulfid und Lenthionin.
Vorkommen
Einige Polysulfide sind sekundäre Pflanzenstoffe, z.B. Diallylpolysulfide in Lauch- und Zwiebelgewächsen oder Lenthionin in Shiitakepilzen.
Verwendung
Polysulfide zeigen experimentell antioxidative, entzündungshemmende, antikanzerogene und antimikrobielle Wirkungen. Aussagekräftige Studien zum Einsatz beim Menschen fehlen allerdings bislang (2025).
Polysulfide werden auch als Elastomere eingesetzt. Sie zeichnen sich durch Flexibilität und Beständigkeit gegenüber bestimmten Chemikalien aus.
Zahnmedizin
Polysulfide gehören zu den ältesten irreversibel elastischen Abformmaterialien der Zahnmedizin. Aufgrund ihrer Nachteile und der Entwicklung moderner Alternativen (z.B. Polyäther, Silikone) sind Polysulfide heute in der Zahnmedizin weitgehend obsolet. Sie werden nur noch selten eingesetzt. Moderne Materialien sind formstabiler, angenehmer für Patienten und weniger toxisch.