Pathologisierung
von griechisch: pathos - Leiden
Definition
Als Pathologisierung bezeichnet man die Deutung von physischen, psychischen oder sozialen Erscheinungen und Vorgängen als krankhaft. Das dazugehörige Verb lautet pathologisieren.
Hintergrund
Die Grenzziehung zwischen "normal" und "krankhaft" basiert auf wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Konventionen, die wesentlich vom soziokulturellen Kontext und von ökonomischen Interessen bestimmt werden. Pathologisierung und Entpathologisierung stellen in diesem Zusammenhang dynamische Grenzverschiebungen dar, mit der Körperphänomene oder Verhaltensweisen mit einer bestimmten Intention in einem sozialen Werteschema neu zugeordnet werden.
Beispiel
Für den Sammelbegriff Varianten der Geschlechtsentwicklung wird ebenfalls die Bezeichnung "Disorders of sex development" (Störungen der Geschlechtsentwicklung) verwendet. Der Begriff Störung wird dabei meistens so gedeutet, dass es sich um eine Pathologie handelt. Da es Individuen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung gibt, die keinen Leidensdruck haben und bei denen kein Therapiebedarf besteht, wird in der aktuellen Leitlinie der Begriff Varianten statt Störung verwendet. Somit kann eine Pathologisierung vermieden werden.
Literatur
- Duden - Pathologisieren, abgerufen am 17.11.2021
- S2k-Leitlinie Varianten der Geschlechtsentwicklung, abgerufen am 17.11.2021