Hamburg-Wechsler-Intelligenz-Test
Definition
Der Hamburg-Wechsler-Intelligenz-Test, kurz HAWIE oder WAIS-IV, ist eine erstmals 1956 in Deutschland publizierte Testbatterie zur Messung der menschlichen Intelligenz. Er überprüft die zusammengesetzte oder globale Fähigkeit eines Individuums, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich mit seiner Umgebung wirkungsvoll auseinanderzusetzen.
Geschichte
Wechsler veröffentlichte seine erste Fassung des Wechsler-Tests in seiner Muttersprache (Englisch) im Jahre 1942. Seiner Meinung nach waren damalige Intelligenztests nicht dafür geeignet, die allgemeine Intelligenz zu messen. Basierend auf seiner Überzeugung, dass Intelligenz aus mehreren intellektuellen Fähigkeiten zusammengesetzt sei, entwickelte er seinen aus 10 Untertests bestehenden Intelligenztest. Eine weitere Besonderheit seines Tests lag darin, dass er nicht, wie damals üblich, die intellektuelle Entwicklung misst. Wechsler ging davon aus, dass der IQ nicht altersabhängig, sondern konstant ist. Die erste deutschsprachige Version wurde 1956 von Hardesty und Lauber publiziert.
Aufbau des Tests
Die vier Kernkompetenzen (Sprachverständnis, wahrnehmungsgebundenes logisches Denken, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit) werden durch jeweils 2-3 Tests abgeprüft.
Sprachverständnis
Sprachverständnis wird u.a. mit dem 'Wortschatz-Test' abgeprüft. Dabei wird der Testperson ein Foto vorgelegt, was dann von ihr beschrieben werden soll.
Wahrnehmungsgebundenes logisches Denken
Wahrnehmungsgebundenes logisches Denken kann sehr gut mit dem "Mosaik-Test" abgeprüft werden. Ziel des Tests ist das Nachbauen von komplexen Mustern mithilfe von bunten Würfeln.
Arbeitsgedächtnis
Hier ist vor allem der "Zahlen-nachsprechen-Test" zu nennen. Dabei wird der Person eine Zahlenreihe genannt, die diese dann möglichst fehlerfrei vorwärts und/oder rückwärts nachsprechen soll.
Verarbeitungsgeschwindigkeit
Die Verarbeitungsgeschwindigkeit lässt sich gut mit dem "Symbol-Suche-Test" prüfen. Dabei wird der Testperson ein bestimmtes Symbol vorgelegt, das dann unter Zeitdruck in einer Ansammlung von Symbolen wiedergefunden werden soll.
Die Rolle des Wechsler-Tests bei den Nürnberger Prozessen
Sämtliche Angeklagten der Nürnberger Prozesse wurden dem Wechsler-Test unterzogen und erzielten meist überdurchschnittliche Ergebnisse. Bis auf Julius Streicher waren alle hochintelligent. Daraus wurde geschlossen, dass Intelligenz nichts, wie ursprünglich angenommen, mit moralischem Verhalten oder dem Charakter zu tun hat. Wechslers Verständnis von Intelligenz, nämlich dass Intelligenz eine rein mechanische Fähigkeit sei, wurde damit bestätigt.