Dementia Care Mapping
Definition
Dementia Care Mapping, kurz DCM, ist ein systematisches, beobachtungsbasiertes Verfahren zur Evaluation und Weiterentwicklung personenzentrierter Pflege von Menschen mit Demenz. Es kombiniert strukturierte Verhaltensbeobachtungen in kurzen Abständen mit der Analyse fördernder und beeinträchtigender Interaktionen.
Geschichte
Das Konzept wurde zu Beginn der 90er Jahre an der University of Bradford von einem Team von Natur-, Sozial- und Pflegewissenschaftlern um den Sozialpsychologen Tom Kitwood entwickelt.
Hintergrund
DCM basiert auf dem Konzept der person-centred care, das die individuelle Lebensgeschichte, Bedürfnisse und Perspektiven von Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt stellt. Es wurde primär für stationäre Pflegeeinrichtungen entwickelt, findet jedoch zunehmend auch in ambulanten, teilstationären und klinischen Kontexten Anwendung.
Methodik
DCM ist ein standardisiertes Verfahren, das aus folgenden Elementen besteht:
- Beobachtung: über einen Zeitraum von meist 4–6 Stunden beobachten speziell geschulte DCM-Anwender ("Mapper") einzelne oder mehrere Personen mit Demenz in ihrem Alltag. Die Beobachtung erfolgt im 5-Minuten-Takt.
- Kodierung:
- Behaviour Category Codes (BCC): Beschreiben das beobachtete Verhalten in Kategorien (z.B. Kommunikation, Körperpflege, Rückzug)
- Mood and Engagement Values (ME-Values): Bewerten die emotionale Befindlichkeit und das Engagement der beobachteten Person auf einer Skala von -5 (extrem negativ) bis +5 (hochpositiv).
- PE/PD-Rate: Gibt das Verhältnis von fördernden Interaktionen ("personal enhancers", kurz PE) zu beeinträchtigen Interaktionen ("personal detractors", kurz PD) an
- Analyse: Die gesammelten Daten werden systematisch ausgewertet, um Muster im Verhalten, emotionale Reaktionen und potenzielle Einflussfaktoren (z.B. Interaktionen mit Personal) zu erkennen.
- Feedback: Die Ergebnisse werden dem Pflegeteam rückgemeldet und als Grundlage für Verbesserungsmaßnahmen verwendet.
Ziele
Ziel des Dementia Care Mapping ist es, das subjektive Wohlbefinden von Menschen mit Demenz zu erfassen und darauf aufbauend die Qualität der pflegerischen Versorgung gezielt zu verbessern. Durch die systematische Beobachtung sollen pflegerische Handlungen identifiziert werden, die sich positiv oder negativ auf die Stimmung und das Engagement der Betroffenen auswirken.
DCM fördert eine empathische, beziehungsorientierte Pflegekultur und trägt zur Reflexion sowie Weiterentwicklung der Pflegepraxis bei. Gleichzeitig dient es der Schulung und aktiven Einbindung des Pflegepersonals in einen kontinuierlichen Qualitätsentwicklungsprozess.
Nachteile und Limitationen
- Ressourcenbedarf: Hoher Zeit- und Schulungsaufwand^
- Subjektivität: Die Interpretation der Beobachtungen kann von der Erfahrung der Mapper abhängen
- Eingeschränkte Anwendbarkeit: Bei stark fortgeschrittener Demenz oder geringer Beobachtbarkeit kann die Aussagekraft eingeschränkt sein
Quellen
- bradford.ac.uk - DCM, abgerufen am 07.10.2025
- Brooker., Dementia care mapping: A review of the research literature, Gerontologist, 2005
- Surr et al., Dementia Care Mapping™ to reduce agitation in care home residents with dementia: The EPIC cluster RCT, Health Technology Assessment, 2020