Bancroft-Regel
nach dem amerikanischen Physikochemiker Wilder Dwight Bancroft (1867 - 1953)
Synonyme: Bancroftregel, Bancroftsche Regel
Englisch: Bancroft rule
Definition
Hintergrund
Emulsionen sind Gemische von zwei nicht mischbaren Flüssigkeiten, von denen eine Flüssigkeit die äußere, kontinuierliche Phase bildet. Die andere Flüssigkeit wird innere Phase genannt und ist in Form von kleinen Tröpfchen in der äußeren Phase dispergiert. Es wird außerdem meist ein Emulgator zugesetzt, um die Emulsion zu stabilisieren. Je nachdem, ob die hydrophilere oder lipophilere Phase die äußere Phase bildet, spricht man von einer O/W-Emulsion (Öl-in-Wasser, hydrophil außen) oder W/O-Emulsion (Wasser-in-Öl, lipophil außen).
Will man bei der Herstellung einer Emulsion die Phasenlage vorhersagen, kann die Bancroft-Regel angewendet werden. Die Regel besagt, dass die Phase, in der sich der Emulgator besser löst oder verteilt, die äußere Phase bilden wird. Da die Löslichkeit eines Emulgators stark von seiner hydrophilen oder lipophilen Molekülstruktur abhängt, ist die Bancroft-Regel eng verbunden mit dem HLB-Wert.
Physikalisch lässt sich die Bancroft-Regel über die Keiltheorie erklären. Diese Theorie besagt, dass Emulgatoren sowohl einen hydrophilen als auch lipophilen Molekülteil haben; entsprechend dem HLB-Wert ist aber einer dieser Teile deutlich größer ist als der andere Teil. Das Molekül sieht also wie ein Keil aus, wobei das große Ende erheblich mehr Platz einnimmt und sich deshalb auf der Tröpfchenoberfläche nach außen ausrichtet. Das kleine Keil-Ende benötigt weniger Raum und zeigt nach innen in das winzige Dispersionströpfchen.
Als generelle Faustregel ist die Bancroft-Regel oft nützlich, allerdings ist sie bei manchen Ausnahmen nicht zutreffend. Beispielsweise zeigt der Emulgator Lecithin eine hohe Löslichkeit in lipophilen System, jedoch erzeugt er meist O/W-Emulsionen.
Literatur
- R. Voigt (2010): Pharmazeutische Technologie, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart
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