AII-Amakrinzelle
Definition
Die AII-Amakrinzellen sind ein spezialisierter Typ inhibitorischer Interneurone der Retina. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Vermittlung und Verarbeitung des skotopischen Sehens. Charakteristisch ist ihre Funktion bei der Signalweiterleitung von den Bipolarzellen der Stäbchen zu den Bipolarzellen der Zapfen.
Hintergrund
Die Stäbchen der Retina werden konvergent auf Stäbchenbipolarzellen verschaltet. Typischerweise konvergieren 15-45 Stäbchen auf eine Bipolarzelle. Im Gegensatz zu der direkten Verschaltung von Zapfenbipolarzellen auf Ganglienzellen liegt eine solch direkte Verschaltung von Stäbchenbipolarzellen nicht oder nicht in klinisch-funktionell erheblichem Ausmaß vor. Stattdessen werden die Signale indirekt über amakrine Zellen nach zentral geleitet.
Physiologie
Die AII-Amakrinzellen besitzen in der inneren plexiformen Schicht (IPL) der Retina ein dichtes dendritisches Netz mit glycinergen Synapsen. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Integration und Weiterleitung von Signalen aus den Stäbchenbipolarzellen an Zapfenpbipolarzellen sowie nachgeschaltete Ganglienzellen unter Bedingungen geringer Lichtintensität (skotopisches Sehen). Der Signalfluss erfolgt dabei wie folgt:
- Eingang: AII-Amakrinzellen erhalten exzitatorische glutamaterge Signale von den Stäbchenbipolarzellen der inneren plexiformen Schicht (ON-Subschicht)
- Ausgang:
- Über elektrische Synapsen (Gap Junctions) geben sie die Erregung an benachbarte ON-Zapfenbipolarzellen weiter.
- Über chemisch-glycinerge inhibitorische Synapsen hemmen sie OFF-Zapfenbipolarzellen bzw. OFF-Ganglienzellen (synaptischer Kontakt der AII-Amakrinzelle an Synapse zwischen Bipolarzelle und Ganglienzelle).
Auf diese Weise ermöglichen AII-Amakrinzellen eine Umschaltung der Stäbchensignale auf das bestehende Zapfen-Ganglienzell-System. So werden trotz fehlender direkter Stäbchen-Ganglienzellverbindung eine hochsensitive Wahrnehmung bei schwachem Licht gewährleistet.
Bei ausreichender Beleuchtung, d.h. bei photopischem Sehen, werden die AII-Amakrinzellen durch dopaminerge Amakrinzellen gehemmt, sodass die Stäbchenbahn bei Tageslicht funktionell entkoppelt wird (Teil der Helladaptation).