Stammzelltherapie
Englisch: stem-cell therapy
Definition
Unter der Stammzelltherapie fasst man sämtliche medizinischen Therapieverfahren zusammen, bei der Stammzellen der zentrale Bestandteil der Behandlung sind. Die bekannteste und am längsten praktizierte Art der Stammzelltherapie ist die Behandlung der Leukämie.
Entwicklungen
Wie erwähnt beschränkte sich die Stammzelltherapie lange Zeit lediglich auf die Therapie der Leukämie durch den Einsatz von hämatopoetischen Stammzellen. Diese Form der Krebsbehandlung fand ihren Anfang am Ende der 1950er bzw. am Anfang der 1960er Jahre und wurde von den Wissenschaftlern James Till, Ernest McCulloch und Lou Siminovitch forciert. Sie entdeckten die Möglichkeit, aus pluripotenten Blutstammzellen sowohl Leukozyten als auch Erythrozyten zu züchten. In den 1990er Jahren gewann die Erforschung und Entwicklung der Stammzelltherapie rasch an Geschwindigkeit und es wurden eine Vielzahl weiterer Stammzellen entdeckt und isoliert. Nicht zuletzt durch ethische Einwände wurde die Stammzellforschung hierzulande immer wieder in ihrer Entwicklung gebremst. Dennoch dürfte klar sein, dass auf diesem Gebiet in Zukunft eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten entstehen wird.
Allgemeine Fakten
- Isolierung von Stammzellen sowohl aus embryonalem, als auch aus adultem Gewebe möglich
- embryonale Stammzellen sind pluripotent, das heißt sie können sich noch zu sämtlichen Geweben des Organismus differenzieren
- adulte Stammzellen sind multipotent, sie weisen nur noch ein eingeschränktes Differenzierungspotenzial auf
- je erwachsener die Stammzellen, desto geringer ist die Teilungsrate und desto eingeschränkter das Differenzierungspotenzial
- zentrale Frage in der Entwicklung der Stammzelltherapie ist derzeit, wie Stammzellen dazu gebracht werden können, sich in spezielle, erwünschte Gewebe zu differenzieren
- weitere wichtige Forschungsansätze ist die Frage nach der Migration von implantierten Zellen an den gewünschten Ort, sowie die Möglichkeit der Bildung von zellprotektiven Faktoren (Schutz der Zellen vor Untergang)
Therapie mit embryonalen Stammzellen
Embryonale Stammzellen sind pluripotent und weisen eine hohe Zellteilungsrate auf. Der Vorteil daran ist, dass sie sich in alle Gewebeformen differenzieren können und rasch eine große Menge an Zellen vorhanden ist. Der Nachteil – insbesondere der hohen Teilungsrate – ist die Gefahr der Entwicklung von Tumoren.
Die Forschung an embryonalen Stammzellen sieht sich mit zahlreichen ethischen Forderungen konfrontiert, weswegen die Entwicklung in diesem Punkt häufig gebremst abläuft. Stammzellen aus dem späteren Stadium des Fetus sind nicht mehr pluripotent und haben eine geringere Teilungsrate, konnten aber in Tierversuchen durchaus therapeutisch überzeugen. Seit kurzem werden auch Stammzellen aus dem Fruchtwasser isoliert. Eine weitere Variante ist die Verwendung von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut. An dieser Variante wird derzeit intensiv geforscht.
Therapie mit adulten Stammzellen
- Einsatz bei neurodegenerativen Erkrankungen: Die Isolation von neuronalen Stammzellen gelingt am besten im Bereich der Ventrikelwände im Gehirn. Sie können sich noch zu Neuronen, Oligo- und Astrodendrogliazellen differenzieren. Ihre geringe Teilungsrate und die große Komplexität des menschlichen Gehirns machen aber eine effektive Therapie sehr schwer
- Mesenchymale Stammzellen weisen eine für adulte Zellen vergleichsweise hohe Teilungsrate auf, sodass sie für einen therapeutischen Einsatz von degenerativen Erkrankungen von Knochen, Gelenken, Sehnen, Muskeln, Knorpel, Bindegewebe und Blutzellen eingesetzt werden können. Um die Jahrtausendwende begannen erste Versuche mit mesenchymalen Stammzellen zur Transdifferenzierung. D. h. man erhofft sich langfristig, diese Zellen auch in andere Gewebezellen umwandeln zu können (Herz, Leber, etc.)