Knochenmarktransplantation
Synonym: KMT
Englisch: bone marrow transplant, bmt
Definition
Bei der Knochenmarktransplantation werden einem Empfänger CD34-positive hämatopoetische Stammzellen, entweder eines Spenders (allogen) oder seine eigenen, zuvor entnommenen (autolog), transplantiert.
siehe auch: Knochenmarktransplantation vs. Stammzelltransplantation
Indikation
Die autologe Transplantation hämatopoetischer Stammzellen wird hauptsächlich nach intensiver Radio- oder Chemotherapie bei einer malignen Tumorerkrankung, durch welche das blutbildende System geschädigt wird, notwendig. Eine allogene Stammzelltransplantation wird zur Therapie leukämischer und anämischer Krankheitsbilder angewandt.
Autolog
- Akute Leukämien
- Hodgkin-Lymphom
- Non-Hodgkin-Lymphom
- Keimzelltumoren
- Immundefekte
- Hämophilie
- Immuntherapie
Allogen
- maligne Tumoren
- Chronische myeloische Leukämie (CML)
- Akute myeloische Leukämie (AML)
- Aplastische Anämie
- Thalassämie
- Fanconi-Anämie
- X-SCID (Severe Combined Immunodeficiency Disorder)
Durchführung
Zur Stammzellgewinnung stehen folgende Verfahren zur Verfügung:
Autologe Stammzelltransplantation
Vor einer Radiatio oder Chemotherapie wird die Hämatopoese des Patienten zunächst durch stimulierende Faktoren (G-CSF, GM-CSF) angekurbelt. Im Folgenden wird entweder das Knochenmark des Beckenkamms punktiert oder peripheres Blut, in welchem sich auch blutbildende Zellen befinden, entnommen. Es folgt eine Stammzellapherese und ein Purging, wodurch die Blutstammzellen von den übrigen Zellen des Blutes sowie von zirkulierenden Tumorzellen getrennt werden. Dieses Transplantat wird nun kryokonserviert und nach erfolgter Radio-Chemotherapie dem Patienten zurückinfundiert, wodurch die durch die Therapie entstandene Aplasie nach 10 bis 20 Tagen wieder beseitigt wird.
Allogene Stammzelltransplantation
Die allogene Transplantation erfolgt analog zur autologen, hier ist jedoch ein anderes Individium Spender der Stammzellen.
Komplikationen
Infektionen
Das durch die Radiatio und Chemotherapie supprimierte Immunsystem ist besonders anfällig für opportunistische Infektionen (Zytomegalievirus, Pneumokokken, gastrointestinale Infekte).
Organschäden
Im Vordergrund der Organschädigung stehen zum einen die Haut (Exanthem), zum anderen der Gastrointestinaltrakt (Schleimhautschäden, Ulzerationen, Diarrhoe) und die Leber, bei welcher es durch die Schädigung postkapillärer Venolen zu lebensbedrohlichen Venenverschlüssen (Veno-Occlusive Disease, VOD) kommen kann.
Zweitneoplasien
Weiterhin können sich aus durch die Radio- und Chemotherapie kollateral geschädigten, vormals gesunden Zellen, neue Tumoren, sogenannte Zweitneoplasien entwickeln.
Graft-versus-host-disease
Bei Kompatibilität auf der Ebene der Haupthistokompatibilitätskomplexe (MHC, HLA-Kompatibilität) kann es trotzdem zu einer Abstoßungsreaktion des Wirtes durch das Transplantat kommen. Hierfür verantwortlich ist eine Unverträglichkeit der weitaus selteneren Nebenhistokompatibilitätsantigene beim Empfänger. Diese werden einem Spender-T-Lymphozyten (Graft) von Empfänger-Antigenpräsentierenden-Zellen (Host) präsentiert und führen zu einer (langsameren als bei Haupthistokompatibilitäts-Unverträglichkeit) Reaktion des Transplantats gegen den Empfänger. Dieser Komplikation kann man durch Depletion der reaktiven T-Lymphozyten begegnen, wobei eine zu radikale Entfernung der T-Lymphozyten aus dem Blut dem von ihnen vermittelten positiven, antineoplastischen Effekt (Graft-versus-Leukemia-Reaktion) entgegenwirkt und somit streng kontrolliert angewandt werden muss.
Nachsorge
Die medikamentöse Nachsorge einer Transplantation erfolgt durch eine immunsuppressive Therapie, vornehmlich mit Kortison, Methotrexat und Ciclosporin in Kombination. Hierdurch wird versucht eine Graft-versus-Host-Erkrankung zu vermeiden.