Faszie
von lateinisch: fascia - Binde
Synonyme: Fascia, Muskelhaut, Muskelbinde
Englisch: Fascia
Definition
Als Faszie bezeichnet man eine flächige Hüllschicht aus kollagenem Bindegewebe, die einzelne Muskeln, Muskelgruppen, Organe oder ganze Körperabschnitte umgeben kann.
Nomenklatur
Nach neuerer Nomenklatur wird der Faszienbegriff wesentlich weiter gefasst und umfasst neben den "traditionellen" anatomischen Faszien (z.B. Fascia thoracolumbalis) alle Bindegewebe mit hohem Kollagenfaseranteil, so auch Gelenk- und Organkapseln, Aponeurosen, Muskelsepten, Bänder, Sehnen und Retinacula. Die Verwendung in der medizinischen Literatur ist daher nicht einheitlich.
Einteilung
Man unterscheidet im Wesentlichen drei Faszienschichten. Darüber hinaus wird manchmal auch noch eine meningeale Faszie abgegrenzt, welche die Komponenten des Nervensystems umhüllt.
Oberflächliche Faszien
Oberflächliche Faszien finden sich im Körper nahezu ubiquitär unterhalb der Haut. Ihre Fasern strahlen in das Stratum reticulare der Dermis ein. Sie besteht aus losem areolärem Bindegewebe und Fettgewebe. Oberflächliche Faszien dienen als Speicher für Fett sowie als Isolierung und Füllmaterial.
Die oberflächliche Faszie ist elastisch und dehnbar und passt sich so bestmöglich den Körperdimensionen an.
Tiefe Faszien
Die tiefen Faszien umhüllen als faserreiche Bindegewebsschicht Muskeln, Muskelgruppen, Knochen und Leitungsbahnen. Der hohe Anteil an Kollagenfasern in dieser Faszienschicht erzeugt eine große Zugfestigkeit. Abhängig von den lokalen Belastungsverhältnissen verdichtet sich das Bindegewebe zu Aponeurosen, Ligamenten, Retinacula, Gelenkkapseln oder Muskelsepten. Die bindegewebigen Umhüllungen der Knochen werden als Periost, des Knorpelgewebes als Perichondrium bezeichnet.
Tiefe Faszien sind steifer und weniger dehnbar als oberflächliche Faszien. Sie weisen an eingen Stellen einen hohen Anteil an Myofibroblasten auf, der ihnen die Fähigkeit zur aktiven Kontraktion verleiht.
Viszerale Faszien
Als viszerale Faszien bezeichnet man das Bindegewebe der Körperhöhlen. Diese Faszien dienen der Formgebung und Aufhängung der inneren Organe. Ein Beispiel ist die Fascia pelvis visceralis.
Histologie
Die Faszie besteht zum größten Teil aus straffen, geflechtartig verwobenen Kollagenfasern und Elastin. Auf der Innenseite der Faszie findet man eine dünne Schicht lockeres Bindegewebe, das so genannte Epimysium. An den Enden eines Muskels vereinigt sich die Faszie mit der Sehne des Muskels.
Physiologie
Im Gegensatz zum Muskelgewebe selbst sind Faszien überwiegend passive Strukturen, die dem Muskel Form und Festigkeit geben. Sie sind ein Widerlager, welches verhindert, dass die Fasern des Muskels während seiner Funktion ihren morphologischen Zusammenhalt verlieren. Darüber hinaus dienen sie der Abgrenzung der Muskeln untereinander und verhindern so, dass eng zusammenliegende Muskeln sich bei der Kontraktion gegenseitig beeinflussen.
In einigen Fällen dienen Faszien als Ursprung oder Ansatzstelle der Muskulatur.
Wundheilung
Neuere Forschungen (2019) weisen darauf hin, dass Faszien eine wichtige Rolle bei der Heilung tiefer Wunden spielen.[1] Bei Säugetieren kommt es nach tiefen Verletzungen zu einer raschen Migration von Fibroblasten aus der subkutanen Faszienschicht in den Wundbereich. Dabei werden Teile der extrazellulären Matrix, sowie kleinere Blutgefäße und Nerven wie ein "Patch" mitgezogen. Die Blockade dieses Prozesses führte im Tierexperiment zur Entstehung chronischer Wunden.
Beispiele
Die oberflächlichen Blätter der Faszien der verschiedenen anatomischen Regionen bilden zusammen die allgemeine Körperfaszie.
Quellen
- ↑ Correa-Gallegos D et al: Patch repair of deep wounds by mobilized fascia. Nature. Published online: 27 November 2019