Replikationskrise
Synonym: Reproduzierbarkeitskrise
Englisch: replication crisis
Definition
Als Replikationskrise bezeichnet man die Beobachtung, dass die Ergebnisse von vielen veröffentlichten Studien nicht von anderen Forschungsgruppen reproduziert werden können. Folglich kann es sein, dass eine Großzahl an publizierten Forschungsergebnissen nicht korrekt ist.
Hintergrund
Bei einer Replikation werden die publizierten Studien einer Forschungsgruppe von anderen Wissenschaftlern unter gleichen Bedingungen wiederholt. Logischerweise müssten dabei die gleichen Resultate erzielt werden, wenn die Ergebnisse der ersten Gruppe korrekt wären. Die Replikationskrise wurde erstmals in den 2010er Jahren diskutiert, als zahlreiche veröffentlichte Studien in der Psychologie systematisch überprüft wurden.[1] Dabei gelang es bei einem sehr hohen Anteil der Studien nicht, ähnliche Ergebnisse zu erzielen. In der Folge entstanden Zweifel an der Richtigkeit vieler wissenschaftlicher Publikationen.
Ursachen
In der Wissenschaft herrscht ein starker Druck, Ergebnisse zu publizieren, um die eigene Karriere zu fördern und Forschungsgelder zu erhalten. Dadurch wird zur positiven Manipulation von Resultaten ermutigt. In diesem Zusammenhang kann ein Publikationsbias auftreten, bei dem eine Studie zwar ethisch korrekt durchgeführt wird, aber nur positive Ergebnisse gewertet bzw. veröffentlicht werden. Verstärkt wird dies dadurch, dass die meisten Journals nur positive Ergebnisse veröffentlichen wollen, da diese als interessanter angesehen werden als negative Ergebnisse.
Durch die gezielte Veränderung statistischer Analysen können signifikante p-Werte erzielt werden, obwohl das gewählte statistische Modell ungeeignet für den Versuchsaufbau ist. Dies kann auch unabsichtlich aufgrund von fehlendem statistischen Hintergrundwissen passieren.
Außerdem erschweren unzureichende Transparenz oder fehlende Methodikangaben in einer Publikation die Replikation einer Studie, weshalb die Ergebnisse abweichen können.
Weblinks
- ↑ John Bohannon, Many psychology papers fail replication test. Science349,910-911(2015).DOI:10.1126/science.349.6251.910